Gastbeitrag von Hannah Brodersen, Juso-Hochschulgrupe Erfurt
Carsten Schneider hält seit Jahren engen Kontakt zur Juso-Hochschulgruppe Erfurt. Schon häufig durften wir ihn als Gast auf unseren Veranstaltungen begrüßen. Am Dienstag, den 19. April hatten nun auch unsere Neumitglieder die Gelegenheit, persönlich mit Carsten ins Gespräch zu kommen – in lockerer Runde im Café Nerly in Erfurt.
„Im Haushaltsausschuss bin ich eigentlich nur durch Zufall gelandet“, so Carsten in der Diskussion. In den Bundestag kam er wohl auch eher zufällig: Jung und unbekannt war er – aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Partei. Mit gerade einmal ein paar Jahren Berufserfahrung im Bankensektor auf dem Buckel und vom Aufwind der SPD nach 16 Jahren Kohl-Regierung profitierend, durfte Carsten 1998 für die ersten vier Jahre in Berlin einziehen.
Von nun an galt es, Politik für Deutschland und für Erfurt und Weimar zu machen. Diesen Spagat – Lobbyist in Berlin für die Bürger seines Wahlkreises und gleichzeitig Bundespolitiker zu sein – hat Carsten bis heute nicht zuletzt mithilfe eines großen Teams an beiden Orten gemeistert. Dennoch, betont er, könne er nicht „jedes Jahr auf der Weihnachtsfeier des Kaninchenzüchtervereins erscheinen“. Eigentlich wollte Carsten Mitglied im Finanzausschuss werden; die Plätze im Haushaltsausschuss seien normalerweise für Altgediegene reserviert. Neulinge hätten da nichts zu suchen. Dann wurde aber doch noch ein Abgeordneter für den Haushaltsausschuss gesucht – und so wurden im Jahr 1998 die Weichen dafür gelegt, dass Carsten zehn Jahre später an der Seite von Peer Steinbrück maßgeblich am Management der Finanzkrise in Deutschland beteiligt sein sollte.
Mit der Zeit habe er das Geschäft des Parlamentarier-Daseins gelernt und verinnerlicht: „Es macht einfach Spaß!“ Daran, dass man ihn um Rat bittet, hat Carsten sich erst gewöhnen müssen. Heute übernimmt er ganz selbstverständlich Verantwortung innerhalb der Fraktion, des Ausschusses oder im Plenum. Seit fast 13 Jahren ist Carsten nun Mitglied im Deutschen Bundestag, dreimal wurde er direkt gewählt. Seit 2005 ist er haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion. Mit dem dazugewonnen Selbstvertrauen hat sich auch das Verhältnis zu seinen „Chefs“ verändert: Hatten zu Gerhard Schröder damals die wenigsten Abgeordneten eine enge Beziehung („Nichts ist für eine Regierung überflüssiger als die Abgeordneten der eigenen Partei!“), so ist die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen Schneider, Steinmeier und Gabriel von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt.
Mindestens ebenso kollegial geht Carsten offenbar mit Abgeordneten anderer Fraktionen um. Abends in Berlin ein Bier trinken kann er auch mit Freunden aus der CDU-Fraktion. Das sei nichts Besonderes – man schätze sich auch über die Parteibücher hinweg. Mit der Arbeit der jetzigen Regierung geht Carsten allerdings hart ins Gericht. Kaum ein gutes Haar lässt er an Merkel, Westerwelle & Co. Bei der Entscheidung des UN-Sicherheitsrates zum Eingreifen in den Libyen-Konflikt beispielsweise hätte Deutschland sich nicht enthalten dürfen, sagt Carsten. Ob Libyen, Atomausstieg oder der Euro-Rettungsschirm – Carsten hat zu allen relevanten politischen Themen eine dezidierte Meinung und vertritt diese auch gern vor uns Studierenden.
Wieder einmal hat sich gezeigt: Das Image der deutschen Politiker ist schlechter als verdient. Ein Blick hinter die Kulissen durch den direkten Kontakt mit seinem Volksvertreter lohnt sich!
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