Zur heutigen Entscheidung zum Fracking in Deutschland erklären die Thüringer SPD-Bundestagsabgeordneten Iris Gleicke, Parlamentarische Geschäftsführerin, Steffen-Claudio Lemme, Mitglied im Gesundheits- und im Petitionsausschuss und Carsten Schneider, Sprecher der SPD-Landesgruppe Thüringen:

„Schwarz-Gelb beteuert immer wieder, dass ihnen das Thema wichtig sei, hält sich jedoch bedeckt, redet um den heißen Brei herum und legt keine Vorschläge auf den Tisch. Deshalb hat die SPD-Fraktion einen eigenen Antrag zum Fracking in den Bundestag eingebracht.

Wir fordern ein sofortiges Fracking-Moratorium. Die Fördermethode darf erst angewendet werden, wenn sie ohne den Einsatz giftiger Chemikalien möglich ist. Der Schutz des Grundwassers und der Gesundheit der Bevölkerung haben für uns eindeutig Vorrang. Außerdem muss die Öffentlichkeit umfassend an Plänen zur Erkundung beteiligt werden.

Die Bundesregierung spielt auf Zeit. Von ihr wird keine Initiative zur Änderung der einschlägigen Vorschriften im Bergrecht ausgehen. Zwei CDU-Umweltminister haben über mehrere Jahre angekündigt, gesetzliche Regelungen zum Fracking vorzulegen und nichts ist bisher passiert! Herr Altmaier hat sich bei diesem Thema bereits in den Winterschlaf verabschiedet.

In Thüringen gibt es eine breite Ablehnungsfront gegen die Fracking-Pläne. Wir werden weitere öffentliche Diskussionsrunden wie in der vergangenen Woche in Körner bei Mühlhausen durchführen und die Bewohner vor Ort bei ihren Protesten unterstützen.“

Zur Diskussion um eine europäische Bankenaufsicht habe ich für das heutige Handelsblatt folgenden Beitrag verfasst:

Nach dem Brüsseler Gipfel im Juni verkündete der spanische Ministerpräsident Rajoy, in Not geratene Banken würden bald direkt von Europas Steuerzahlern finanziert. Die Bundeskanzlerin war düpiert. Noch am Vortag hatte ihre Koalition eine direkte Rekapitalisierung durch den ESM ausgeschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll ein neuer Gipfel nun eine europaweite Bankenaufsicht hervorbringen. Merkel will, dass die EZB dauerhaft diese Aufgabe übernimmt. Die EZB versorgt den Bankensektor mit Liquidität – unbegrenzt. Als Aufsicht müsste sie Institute schließen, die den Anforderungen nicht entsprechen.

Der Interessenkonflikt ist programmiert, die EZB wäre nicht mehr unabhängig, sondern Teil des Spiels. Das Reputationsrisiko der EZB steigt, denn keine Finanzaufsicht ist unfehlbar. Die EZB wird angreifbar. Sie übernähme hoheitliche Aufgaben, aus denen sich eine Rechenschaftspflicht gegenüber Parlamenten und Regierungen zwingend ergibt. Über kurz oder lang führt dies zu einer Einschränkung ihrer Unabhängigkeit.

Zudem würde die EZB-Lösung den Binnenmarkt spalten: Die Nicht-Euro-Länder werden kein zweifelhaftes Modell unterstützen; es drohen unterschiedliche Normen und Aufsichtsstandards. Aus diesen Gründen darf die Bankenaufsicht in der EU höchstens vorübergehend für eine Aufbauphase von der EZB übernommen werden.

Bankenaufsicht allein ist ein stumpfes Schwert. Daneben ist eine aus Beiträgen der Banken finanzierte europäische Abwicklungseinrichtung nötig. Der ESM ist ein Rettungsschirm für Staaten. Er darf kein Bankenschirm werden, bei dem die Steuerzahler für die Fehler der Geldinstitute und der mangelhaften nationalen Aufsicht haften. Auch müssen Banken, bevor sie der Bankenunion beitreten, einen Stresstest absolvieren. Fällt eine Bank durch, muss eine Rekapitalisierung durch den Mitgliedstaat oder besser die Abwicklung der Bank erfolgen. Davor schreckt man sogar in Deutschland zurück. Auch in Spanien blieb die Ankündigung zur Abwicklung von Banken leer und die Gläubiger wurden ungenügend herangezogen – in der Hoffnung, dass der ESM bald übernimmt. Eine europäische Bankenaufsicht wäre dagegen von nationalen Interessen unabhängiger; Aufsichtsarbitrage bestenfalls nicht vorhanden. Außerdem wären mit einheitlichem Abwicklungsrecht die Staaten weniger erpressbar, Großbanken das Überleben zu sichern.

Von der Europäisierung der Bankrisiken profitieren vor allem Mitgliedstaaten mit großem Finanzsektor, Einige verweigern sich einer Finanztransaktionssteuer. Gleiche Regeln sollten aber nicht nur für die Regulierung des Finanzsektors, sondern auch für dessen Besteuerung gelten. Sonst drohen Wettbewerbsverzerrungen. Wer die Europäisierung der Risiken des Finanzsektors will, muss auch die Besteuerung harmonisieren.

Die Bankenunion darf kein Vehikel für die Sozialisierung der Bankverluste werden. Das Ziel einer langfristigen Lösung müssen Vertragsänderungen sowie die Gründung einer europäischen Bankenaufsichtsbehörde und einer Abwicklungsanstalt sein. Merkels Entscheidung, der EZB dauerhaft eine zentrale Rolle bei der Krisenlösung zu übertragen, ist ein Fehler. Sie ist die Totengräberin der Unabhängigkeit der Zentralbank.

(c) Handelsblatt

„Wir lehnen die unsozialen Änderungen am Mietrecht ab, die CDU/CSU und FDP beschließen wollen. Es darf nicht sein, dass die Miete bei Energiespar-Sanierungen wie neuen Fenstern oder besseren Dämmungen künftig innerhalb der ersten drei Monate nicht mehr gemindert werden kann. Mieter müssen in dieser Zeit meist wochenlang mit Lärm, Staub und anderen Beeinträchtigungen leben. Die Beschränkungen ihrer Rechte kann keinesfalls die energetische Sanierung auf den gewünschten Kurs bringen. Die Mieter dürfen die Lasten dafür nicht alleine tragen.

Das Mietrechtsänderungsgesetz bringt nur Vorteile für Vermieter. Auch wenn künftig jemand mit der Kautionszahlung in Verzug ist, droht gleich eine fristlose Kündigung.

Das Mietrecht hat eine zentrale Bedeutung für alle. Mit breitem gesellschaftlichem Konsens hat die rot-grüne Koalition im Jahr 2001 das soziale Mietrecht modernisiert und an die tatsächlichen Lebensverhältnisse angepasst. Das Mietrecht wurde dadurch einfacher, übersichtlicher und gerechter. Die Wohnung ist Mittelpunkt des sozialen Lebens und der privaten Existenz. Wir wollen Mieter auch weiterhin durch klare und ausgewogene Regeln vor ungerechtfertigten Einschränkungen schützen.

Um das soziale Mietrecht zu erhalten, haben wir einen eigenen Antrag für den Erhalt von sozialem Wohnraum erarbeitet. Wir verlangen darin unter anderem, dass die Kommunen ein Interventionsrecht gegen Maßnahmen zur Wohnwertsteigerung erhalten. Außerdem sollen maximal neun und nicht elf Prozent der Kosten für Modernisierungsmaßnahmen auf die Miete umgelegt werden können.“

Anlässlich der heutigen Zustimmung der SPD zum Infrastrukturbeschleunigungsprogramm II erklären die Thüringer Bundestagsabgeordneten Iris Gleicke, Steffen-Claudio Lemme und Carsten Schneider:

„Wir begrüßen, dass auch für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Thüringen zusätzliche Mittel aus dem Bundeshaushalt bereitgestellt werden. Für die Finanzierung der B 90n von Traßdorf nach Nahwinden ist ein erster kleiner Schritt gemacht, aber 2 Millionen Euro werden in den kommenden beiden Jahren bei weitem nicht für die vollständige Realisierung ausreichen.

Andere Thüringer Projekte wie die Ortsumgehungen B 19 bei Wasungen oder B 88 bei Rothenstein und Zeutsch sowie den zweispurigen Neubau der B 4 bei den Sundhäuser Bergen ignoriert die Bundesregierung. Bis 2014 stellt sie 570 Millionen Euro zusätzlich für Bundesfernstraßen bereit. Aber gerade einmal 13 Millionen Euro fließen nach Thüringen und der Rest am Freistaat vorbei.

Das zeigt, dass weder die Thüringer Abgeordneten von CDU und FDP noch Verkehrsminister Carius in Berlin etwas zu sagen haben.

Die Bundesregierung darf erforderliche Investitionen nicht länger zurückstellen und muss den Verkehrsetat deutlich aufstocken. Unseren Antrag für zusätzliche Investitionsmittel für die Infrastruktur in Höhe von 2 Milliarden Euro jährlich haben CDU/CSU und FDP bereits im November abgelehnt. Die Hälfte sollte in den Ausbau und Neubau von Bundesfernstraßen fließen.“

Wie sieht Ostdeutschland 2020 aus? Werden dann noch Unterschiede zu den „alten Bundesländern“ bestehen? Und wenn ja: welche Fördermaßnahmen sind dann noch wirkungsvoll, um langfristig eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu erreichen? Diese und ähnliche Fragen durfte ich gestern im wunderschön restaurierten Collegium Maius in Erfurt u.a. mit Jens Bullerjahn, Finanzminister Sachsen-Anhalts diskutieren. Anlass war die Vorstellung einer Studie der Friedrich-Ebert Stiftung zur Zukunft des „Aufbau Ost“.

Zu Beginn stellte Prof. Holtmann, Mitautor der Studie, die zentralen Erkenntnisse seines Forschungsteams dar, das Experten aus Politik und Verwaltung, Industrie- und Handelskammern, Banken und Unternehmen zu ihrer Einschätzung der bisherigen und künftig notwendigen Fördermaßnahmen für Ostdeutschland befragte. Nicht überrascht hat mich, dass die überwältigende Mehrheit auch noch nach dem Ende des Solidarpaktes II 2019 mit einem erheblichen Ost-West-Gefälle in den Lebensverhältnissen rechnet und sich daher für eine Fortsetzung erfolgreicher Förderprogramme einsetzt. Der demographische Wandel sowie die vor allem auf kleine und mittlere Betriebe konzentrierte Unternehmensstruktur in Ostdeutschland wurden immer wieder als Hemmschuh einer schnelleren Angleichung genannt, während insbesondere die modernisierte Infrastruktur als Pluspunkt gesehen wird. Mich hat es auch gefreut zu hören, wie positiv die Befragen die Städtebauförderung bewertet haben, für die ich mich seit Jahren vehement einsetze.

Danach ging Jens Bullerjahn auf die zentralen politischen Herausforderungen der neuen Bundesländer ein: auf der einen Seite seien in Zukunft aufgrund wegfallender Bundes- und EU-Mittel erhebliche Summen einzusparen, auf der anderen Seite könnten nur attraktive Lebensperspektiven junge Menschen nach Ostdeutschland locken und Weggezogene wiedergewinnen. Dafür sei es wichtig, vor allem hochwertige Arbeitsplätze zu fördern und gezielt Schwerpunkte in der Wirtschaftspolitik zu setzen.

Einer der Schwerpunkt muss die Stärkung von Forschung und Entwicklung sein, wie ich in meinem anschließenden Vortrag deutlich machte. Weil in Ostdeutschland noch eine breite Basis an forschungsstarken Großunternehmen fehlt, ist an dieser Stelle die öffentliche Hand in der Pflicht. Um einen Auf- und Ausbau exzellenter Universitäten und Fachhochschulen in den neuen Bundesländern nachhaltig zu ermöglichen, muss das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern schnellstmöglich wieder abgeschafft werden! Für ebenso wichtig halte ich die bisher hocherfolgreiche einzelbetriebliche Förderung, um die Produktivität unserer Betriebe und damit auch die Löhne zu steigern. Nur bei einer angemessenen Bezahlung werden sich junge Menschen langfristig in Thüringen halten lassen!

Diese Punkte waren auch der Konsens in der abschließenden Diskussionsrunde, in der deutlich wurde, dass wir in Ostdeutschland in vielen Bereichen noch einen langen Weg vor uns haben und es immer wieder darum gehen muss, für die Erhaltung sinnvoller und richtiger Fördermaßnahmen zu streiten, dass wir jedoch auch definitiv feststellen können, dass die härtesten Jahre hinter der ostdeutschen Wirtschaft liegen und es allen Grund gibt, positiv und selbstbewusster als bisher in die Zukunft zu blicken.

 

Wie schaffen es Politiker, sich in Themen zu vertiefen, wenn die Ruhe fehlt? Ein Gespräch mit dem SPD-Politiker Thomas Schneider über die Rolle von Experten und Interessengruppen

DIE ZEIT: Herr Schneider, sind Sie Herr Ihrer Zeit?

Carsten Schneider: Ich versuche es. Es ist ein steter Kampf. Der Blick auf den Wochenplan beschert einem manchmal schon schlechte Laune. Da habe ich den Samstag in Erfurt im Wahlkreis verbracht, dann den halben Sonntag wegen der Griechenland-Rettung telefoniert, und am Montag sehe ich dieses Pensum. Da denke ich schon mal: O nee!

ZEIT: Wie sieht der Tag eines Bundespolitikers denn so aus?

Schneider: Ich gehe um sieben aus dem Haus und komme abends im besten Fall um acht zurück. Eher wird es neun oder zehn. Ich gucke vielleicht noch Fußball, und das war’s. Es ist eben alles sehr gedrängt. Als ich 1998 in den Bundestag kam, war das im wahrsten Sinn des Wortes noch ein anderes Jahrtausend. Hier in Berlin ist alles viel schneller und unübersichtlicher geworden.

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Das zumindest meint Prof. Gert G. Wagner, Vorstandsvorsitzender des DIW Berlin und Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der dortigen Technischen Universität. Wagner, der auch Mitglied der Enquete Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages ist, war mein Gesprächspartner beim gestrigen Erfurter Hauptstadtgespräch der Friedrich-Ebert-Stiftung im historischen Kaisersaal.

Angelehnt an eine tagesaktuelle Meldung, wonach eine Rheinbrücke bei Leverkusen wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste, verwies Wagner durchaus zu Recht auf zunehmenden Investitionsbedarf gerade auch in den alten Ländern. „Wenn der grundlegendste Infrastrukturausbau Probleme bereitet, hat die öffentliche Hand offensichtlich zu wenig Geld“, so der Wissenschaftler.

Für eine nachhaltige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in Deutschland und Europa seien jedenfalls eine deutliche Anhebung der deutschen Lohneinkommen sowie über kurz oder lang auch eine Harmonisierung der europäischen Steuersysteme unabdingbar. Die Einnahmenerhöhung über eine Anhebung der Mehrwertsteuer, die prinzipiell denkbar wäre, lehnt Wagner jedoch ab, weil dann die kleinen und mittleren Einkommen überproportional belastet würden, da sie deutlich mehr von ihren Einkommen für den Konsum ausgeben. D’accord.

Eine stärkere Besteuerung für hohe Einkommen und Vermögen sieht Wagner hingegen als die bessere, weil gerechtere Alternative an. Angesichts der zunehmend ungleichen privaten Vermögensverteilung in Deutschland ist dem aus meiner Sicht zuzustimmen. Vor diesem Hintergrund erscheint die „Beschönigung“ des jüngsten Armuts- und Reichtumsberichtes durch die Bundesregierung perfide.

Übrigens sieht der Ökonom derzeit keine Gefahr, dass sich Vermögende im Falle einer stärkeren steuerrechtlichen Inanspruchnahme aus Deutschland verabschieden würden. Jedoch würde sich dieses Risiko deutlich erhöhen, sollten sich wegen der öffentlichen Haushaltslage qualitative Standortfaktoren wie Verkehrsinfrastruktur, Kinderbetreuung, Bildung und Ausbildung oder die Gesundheitsversorgung merklich verschlechtern.

Auch darum werden wir Sozialdemokraten eine gerechte Besteuerung hoher und sehr hoher Vermögen und Einkommen mit kräftigen Investitionen in diese zentralen Zukunftsbereiche verknüpfen.

Mein Dank gilt dem Thüringer Landesbüro der Ebert-Stiftung für die Organisation der Veranstaltung, meinem Gesprächspartner Prof. Wagner für die ehrlichen Analysen sowie insbesondere den zahlreichen aufmerksamen und interessierten Gästen.

 

Heute hatte ich eine interessante Diskussion mit Schülerinnen und Schülern sowie Auszubildenden der Ludwig-Erhard-Berufsschule aus Erfurt. Sie hatten sehr konkrete Fragen zur Situation in Griechenland und fragen sich, warum so drastische Sparmaßnahmen für die griechische Bevölkerung gelten, ohne dass gleichzeitig ein wirksames Wachstumsprogramm für die Wirtschaft aufgelegt wird. Auch über andere politische Themen war die Gruppe sehr gut informiert. Mich hat natürlich interessiert, wo bei ihnen der Schuh drückt. So habe ich mich zum Beispiel nach ihren Ausbildungsbedingungen erkundigt.

Ein Kuppelbesuch und ein Vortrag in Plenarsaal rundeten das Programm der Gruppe im Deutschen Bundestag ab. Ich freue mich auf die nächsten Besucherinnen und Besucher aus meinem Wahlkreis. Wer mich einmal in Berlin treffen möchte, kann sich jederzeit an mein Erfurter Wahlkreisbüro wenden.

„Dass sich allein in Thüringen 700.000 Menschen ehrenamtlich engagieren, ist eine wichtige Säule unserer Demokratie – ein großer Dank an alle Ehrenämtler!“, erklärt Carsten Schneider, SPD-Bundestagsabgeordneter für Erfurt und Weimar anlässlich des morgigen Tages der Freiwilligen.

„Aber die Bundesregierung muss endlich mehr tun, um bürgerschaftliches Engagement zu ermöglichen“, fordert Schneider. So sei die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes sehr chaotisch verlaufen. „Einige Anfangsschwierigkeiten sind inzwischen behoben, aber noch immer ächzen viele Träger unter zu viel Bürokratie. Das Familienministerium muss die Verfahren weiter vereinfachen. Bürokratie ist ein ärgerlicher Stolperstein für bürgerschaftliches Engagement.“

In Thüringen absolvieren derzeit 2.470 Personen den Bundesfreiwilligendienst, davon 1.360 Frauen und 1.110 Männer. „Daneben sind das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr etablierte Programme, die weiterbestehen müssen. Kein Freiwilligendienstmodell darf gegen das andere ausgespielt werden“, betont Schneider.

„Außerdem darf der Bundesfreiwilligendienst nicht als arbeitsmarktpolitisches Instrument missbraucht werden“, sagt Schneider. Denn seitdem die Bundesregierung die Altersgrenze von 27 Jahren abgeschafft hat, mehren sich die Anzeichen für systematischen Missbrauch. In einigen ARGEn und Jobcentern wird direkt für den Bundesfreiwilligendienst geworben. Und insbesondere in strukturschwachen Regionen werden seit der Altersöffnung überdurchschnittlich viele über 27-Jährige im Freiwilligendienst eingesetzt. „Wir unterstützen jeden, der sich freiwillig engagieren will, aber der Freiwilligendienst kann keine reguläre Arbeit ersetzen – dann verliert er nämlich den Charakter der Freiwilligkeit“, so Schneider.

Am 8. November haben CDU/CSU und FDP einen Gesetzentwurf zur Entbürokratisierung der Gemeinnützigkeit in den Bundestag eingebracht. Schneider: „Das Gesetz ist mutlos. Es fehlen wichtige Verbesserungen.“ So gebe es immer noch keine Regelung, durch die öffentliche Zuschüsse eindeutig umsatzsteuerfrei gestellt werden. Auch sei es ein Unding, dass die Erhöhung der Übungsleiterpauschale nur für den Sport gelten solle und nicht auch für andere ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa für die Feuerwehr oder das THW. Schneider: „Deshalb werden wir verschiedene Änderungsanträge in die Beratungen einbringen.“