Am Mittwoch, den 16. November durfte ich eine Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Welcher Herbst folgt dem Arabischen Frühling?“ moderieren. Im Gespräch mit den Diskutanten zeigte sich, wie vielschichtig die Veränderungen in den arabischen Ländern sind. Neben einer Analyse der Lage war besonders die Live-Schaltung nach Jordanien, wo Tim Petschulat, der Leiter des jemenitischen Büros der Stiftung, derzeit untergebracht ist, aufschlussreich. Er berichtete von der aktuellen Situation im Jemen, wo sich die friedliche Revolution zu einem blutigen Kampf gewandelt hat.

Es wurde schnell deutlich, dass die Länder der arabischen Revolution eines gemeinsam haben: Die Menschen sind unzufrieden mit der gegenwärtigen Situation und wollen einen Sturz der aktuellen Regime. Wie es danach aber weitergehen soll, bleibt meist umstritten. Dr. Teresa Koloma-Beck von der Willy-Brandt-School of Public Policy gab zu Bedenken, dass man nach dem Umbruch von solchen Regierungssystemen nicht direkt mit Demokratien, wie wir sie kennen, rechnen kann. Es war sehr interessant durch die Fachleute einen intensiveren Einblick in die Geschehnisse in der arabischen Welt zu bekommen.

 

Zur Kritik des Bundesrechnungshofes an der Haushaltspoltik von Bundesfinanzminister Schäuble habe ich heute ein Pressestatement gegeben. Weitere Informationen finden Sie hier.

„Im Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser haben Mitmenschen e. V. aus Erfurt sowie die Bürgerzentren Weimar-West und Weimar-Schöndorf die entscheidende Hürde genommen und können sich nun um einen Zuschuss bewerben“, erfuhr der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In den kommenden Tagen sollen die Bewerber schriftlich gebeten werden, einen konkreten Förderantrag zu stellen.

„Über diese Nachricht freue ich mich sehr“, sagt Schneider. „Ich kenne die Verantwortlichen von Mitmenschen e. V. aus Erfurt persönlich und bin von ihrem Konzept absolut überzeugt. Die Vorhaben wie Seniorenlernpatenschaften für Kinder und Jugendliche, andere soziale Unterstützungsangebote und vieles mehr haben einfach die Chance verdient, realisiert werden zu können. Aus Besuchen vor Ort weiß ich, dass es für die geplanten Angebote für alle Altersklassen einen Bedarf gibt.“ Das neue Mehrgenerationenhaus in Erfurt würde künftig am Moskauer Platz angesiedelt sein, einem Stadtteil mit einer der höchsten Einwohnerdichten der Stadt.

In Weimar verfolgt Schneider das Engagement seit vielen Jahren mit großem Interesse. „Die Häuser in Weimar-West und Weimar-Schöndorf leisten hervorragende Arbeit in und vor allem für ihre Stadtteile. Die Pflegeberatung, das Erzählcafé oder das Quartiersgrillen in Weimar-West sind nicht mehr wegzudenken. Auch das Haus in Schöndorf mit seinen Leihgroßmüttern, den Bewerbungstrainings oder dem ‚24-Stunden-Fest‘ für alle Generationen hält ein großes Angebot bereit und hat für alle eine Menge zu bieten.“

Bundesweit gingen von 603 Projekten so genannte Interessenbekundungen ein. Am Ende dürfen 450 von ihnen einen Antrag auf Förderung stellen, um einen Zuschuss von jeweils 30.000 Euro für die kommenden drei Jahre zu erhalten. Weitere 10.000 Euro schießen Kommune oder Land zu. Seit dem Jahr 2006 werden Mehrgenerationenhäuser in Deutschland gefördert. Allerdings laufen die ursprünglichen Förderzeiträume jetzt aus.

Zum Abschluss der Beratungen über den Bundeshaushalt 2012 im Haushaltsausschuss erklärt der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider:

Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP hat mit dem Abschluss der Ausschussberatungen über den Bundeshaushalt 2012 erneut ihre Unfähigkeit zur Lösung zentraler politischer Fragen dokumentiert. Die Bilanz der Haushaltsberatungen ist ein Armutszeugnis für die Koalition und Finanzminister Wolfgang Schäuble. Trotz steigender Steuereinnahmen wird er im kommenden Jahr mehr Schulden aufnehmen als in diesem Jahr.

Gleichzeitig wird – nur um die Koalition zusammenzuhalten – eine Steuersenkung auf Pump finanziert. Die Koalition ist nun endgültig auch auf dem zentralen Politikfeld der Haushaltskonsolidierung gescheitert und macht sich damit auch in Europa unglaubwürdig. Sie hat in fünf zentralen Punkten versagt:

  1. Kein nennenswerter Abbau der Neuverschuldung.
  2. Steuermehreinnahmen aus der positiven konjunkturellen Entwicklung werden verpulvert.
  3. Kaum zusätzliche Zukunftsinvestitionen: Eine Milliarde Euro hat sich halbiert.
  4. Augen zu und durch für Europa: keine Vorsorge im Haushalt.
  5. Koalitionsparteien nutzen Bundesregierung mit zusätzlichen Stellen als Selbstbedienungsladen.

Die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren ist eine elementare politische Herausforderung, damit der Staat auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels handlungsfähig bleibt. Darüber hinaus belegt die Europäische Staatsschuldenkrise wie wichtig das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger bei der Bewältigung dieser Herausforderung ist.

Schließlich ist durch diese tiefe Krise auch die Angst der Menschen vor den zu hohen Staatsschulden enorm gestiegen, die oft auch mit den Befürchtungen steigender Inflation und damit Vernichtung von Geld und Sparanlagen einhergeht.

Die Koalition und der Bundesfinanzminister nutzen die derzeitige positive konjunkturelle Entwicklung nicht, um den Defizitabbau zu beschleunigen.

So ergaben sich bereits zum Zeitpunkt der Aufstellung des Regierungsentwurfs im Juli für 2012 gegenüber dem Finanzplan des Vorjahres Haushaltsverbesserungen aus Steuermehreinnahmen und Minderausgaben beim Arbeitsmarkt in Höhe von 19,3 Milliarden Euro, die jedoch nicht vollständig genutzt wurden, um die Nettokreditaufnahme zu begrenzen, wozu sich die Regierung noch im Eckwertebeschluss vom 16. März verpflichtet hatte.

Im letzten Finanzplan war die Nettokreditaufnahme (NKA) für 2012 noch mit 40,1 Milliarden Euro veranschlagt, sie hätte konjunkturbedingt – also ohne jedes Zutun des Bundesministeriums für Finanzen – auf rund 20 Milliarden Euro absinken können. Sie liegt aber im Haushaltsentwurf bei 27,2 Milliarden Euro, also rund sieben Milliarden Euro höher. Ein Großteil der konjunkturell bedingten Haushaltsverbesserung wird also als Kit für den Zusammenhalt dieser Koalition zweckentfremdet, statt damit zu konsolidieren.

Auch wenn sich seither die Wachstumserwartungen abgeschwächt haben, entstehen weitere konjunkturelle Mehreinnahmen, die wiederum nicht in die Reduzierung der NKA fließen. Dabei wird die NKA im laufenden Jahr durch diese zusätzlichen Einnahmen voraussichtlich nur 22 Milliarden Euro betragen. Die Koalition plant für das kommende Jahr eine deutlich höhere Neuverschuldung in Höhe von 26,1 Milliarden Euro. Trotz positiver Wachstumserwartungen und steigenden Steuereinnahmen macht Deutschland mehr Schulden. Die neue verfassungsrechtliche Schuldenregel schreibt dagegen einen stetigen Abbau des strukturellen Defizits vor.

Erneut tritt Finanzminister Schäuble diese junge Verfassungsregel mit Füssen, während die Bundeskanzlerin von den europäischen Partnern die Einführung effektiver Fiskalregeln fordert.

Dagegen nimmt die SPD die Konsolidierung des Bundeshaushalts und die neue Schuldenregel ernst. In den Haushaltsberatungen haben wir das Finanzierungskonzept der SPD „Nationaler Pakt für Bildung und Entschuldung“ vom 5. September umgesetzt. Auf dieser Grundlage ergäbe sich einen NKA für 2012 in Höhe von 20,081 Milliarden Euro. Durch Einnahmesteigerungen aus moderaten Steuererhöhungen für die Spitzenverdiener und der Streichung von Steuergeschenken der schwarz-gelben Koalition sowie durch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und Ausgabenkürzungen durch den Abbau von Subventionen hat die SPD einen soliden Plan zur strukturellen Verbesserung des Staatshaushaltes vorgelegt.

Unser Schwerpunkt sind zusätzliche Bildungsinvestitionen. Wir steigern die Ausgaben des Bundes dafür um zwei Milliarden Euro in 2012 und bis 2016 auf zehn Milliarden Euro.

Daneben haben wir vorgeschlagen, in den Bundeshaushalt eine Ausfallvorsorge für die bilateralen Kredite an Griechenland in Höhe von 1,35 Milliarden Euro einzustellen. Die Prognose der Schuldentragfähigkeit ist mit enormen Unsicherheiten behaftet und der Beitrag der privaten Gläubiger nicht ausreichend. Auch wegen der Haushaltsgrundsätze der Haushaltswahrheit, -einheit und Vollständigkeit ist Vorsorge für einen Ausfall in 2012 zu treffen.

Sollte diese Vorsorge nicht in Anspruch genommen werden müssen, würde die NKA um diesen Betrag weiter reduziert.

Die Koalition hat die Haushaltskonsolidierung aufgegeben. Aus dem Sparpaket von Finanzminister Schäuble vom Sommer vergangenen Jahres ergeben sich für die Finanzplanung weitere Risiken. Bisher wurden nur die Maßnahmen vollständig umgesetzt, die Geringverdiener und Arbeitssuchende betreffen.

Über die Hälfte des Einsparbetrages von über 80 Milliarden Euro zur Verringerung des strukturellen Defizits ist bisher nicht erbracht oder durch konkrete Maßnahmen unterlegt. So schiebt der Finanzminister auch immer noch Globale Minderausgaben von rund fünf Milliarden Euro in der Finanzplanung für 2013 und 2014 vor sich her.

Die Bahn-Dividende wird gegenüber dem bisherigen Ansatz im Sparpaket auf 750 Millionen Euro erhöht und gleichzeitig aber teilweise zur Gegenfinanzierung von neuen Ausgaben herangezogen.

In besonders dreister Weise haben sich die Koalitionsfraktionen mit neuen Stellen in den Ministerien bedient. Unter Berücksichtigung der Stelleneinsparung hat sich die Regierung in ihrem Entwurf bereits 378 zusätzliche Stellen meist im höheren Dienst allein in den Ministerien genehmigt. Zusätzlich haben die Koalitionsfraktionen noch 104 weitere neue Stellen beschlossen. Mehr als die Hälfte aller neuen Stellen sind dabei in den von der FDP geführten Ressorts zu finden.

Aus der Übersicht wird ersichtlich, dass die SPD die NKA im kommenden Jahr auf 20,1 Milliarden Euro senken würde. Die Bundesregierung senkt sie im Vergleich zu ihrem eigenen Haushaltsentwurf nur auf 26,1 Milliarden Euro und bleibt damit sogar deutlich über der für dieses Jahr prognostizierten NKA von 22 Milliarden Euro.

„Die SPD hat sich mit ihrer Forderung durchgesetzt, die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ gemessen am Haushaltsentwurf der Bundesregierung deutlich zu erhöhen“, sagt Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. „Damit haben wir einen Erfolg für die Wirtschaft vor allem im Osten erzielt. Denn 85 Prozent der Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe fließen nach wie vor in die neuen Bundesländer.“

In diesem Jahr standen 14 Millionen Euro weniger GA-Mittel im Vergleich zum Jahr 2010 zur Verfügung. Ursprünglich wollte die Bundesregierung im Jahr 2012 um rund 53 Millionen Euro auf rund 558 Millionen Euro kürzen. Auf Druck der SPD sinkt der Betrag jetzt um rund 14 Millionen Euro und damit deutlich geringer. Veranschlagt sind nun rund 597 Millionen Euro nach rund 611 Millionen Euro in diesem Jahr.

„Immer wieder haben wir klargestellt, dass die Kürzungen falsch sind. In den Haushaltsverhandlungen des vergangenen Jahres ließen sich CDU/CSU und FDP aber nicht von ihren Plänen abhalten. Dieses Mal hat sich unser Widerstand ausgezahlt und wir haben die Einschnitte um fast 40 Millionen Euro abgemildert.“

„Ebenfalls durchgesetzt hat sich die SPD beim Programm ‚Altersgerecht Umbauen‘ der KfW-Bankengruppe. Auch hier hat die Bundesregierung nachgearbeitet und will das erfolgreiche Programm nicht wie zunächst vorgesehen abwickeln“, erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete zufrieden. In Thüringen wurden bisher rund 20 Millionen Euro in barrierefreie und bedarfsgerechtere Wohnungen und Häuser investiert worden.

„Schwarz-Gelb lehnt eine weitere Förderung des Kunstfestes ab. Das ist eine sehr schlechte Nachricht für alle Verantwortlichen, die nun viel weniger Spielraum haben, um ihre künstlerischen Pläne umzusetzen“, bedauert Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag und gleichzeitig Wahlkreisabgeordneter für Weimar.

„Einen Antrag der SPD, dass der Bund das Kunstfest Weimar künftig mit einer halben Million Euro jährlich fördert, hat die Koalition eben im Haushaltsausschusses abgelehnt. Nun ist es nahezu unmöglich, dass das Fest seine künstlerischen Qualitäten erhalten kann.“

„Damit hat sich der Bund seiner Verantwortung entzogen. Das ist eine Blamage für die Kulturnation Deutschland. Vor allem ist es bedauerlich, dass die Thüringer Abgeordneten der CDU und der FDP offensichtlich nicht im Stande waren, die bundesweite Bedeutung des Kunstfestes Weimar in ihren Reihen deutlich zu machen.“

„Kein Erfolg der Koalition ist es, dass für die institutionelle Förderung der Klassikstiftung im kommenden Jahr 500.000 Euro im Haushalt des Bundes veranschlagt sind. Dabei handelt es sich lediglich um Anpassungen aufgrund von Tariferhöhungen, die vom Land Thüringen in gleicher Höhe mitfinanziert werden“, stellt Schneider klar.

„Die Bundesregierung darf auf keinen Fall weiter bei der Städtebauförderung kürzen, sondern muss die Mittel auf mindestens 610 Millionen Euro anheben. Perspektivisch muss sogar auf den tatsächlichen Bedarf von 700 Millionen Euro aufgestockt werden“, erklärt Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in Hinblick auf die morgige, abschließende Beratung zum Bundeshaushalt 2012.

„Das Programm ‚Soziale Stadt‘ muss mindestens wieder auf das Niveau von 2009 in Höhe von rund 100 Millionen Euro aufgestockt werden. Vor allem Vorhaben in so genannten nicht-investiven Bereichen müssen wieder gefördert werden können, was bis zum Jahr 2010 schon einmal möglich war“, konkretisiert Schneider einen wesentlichen Punkt aus den Forderungen seiner Fraktion. „Gerade Bildungsangebote und Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit verbessern die sozialen Lebenslagen der Bewohner und den Zusammenhalt in den Stadteilen“, sagt Schneider.

„Jede Einzelmaßnahme bei der Städtebauförderung wirkt wie ein kleines Konjunkturprogramm. Die Mittel des Bundes lösen ein Vielfaches an Investitionen aus. Es handelt sich um einen einfachen Mechanismus, der Beschäftigung und wirtschaftliches Wachstum fördert“, so Schneider. „Es passt auch überhaupt nicht zusammen, dass Bundesbauminister Ramsauer den Kommunen, in denen Bundeswehrstandorte geschlossen werden sollen, finanzielle Unterstützung für die Umnutzung von Militärflächen in Aussicht stellt und gleichzeitig bei der Städtebauförderung kürzt.“

Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2012 beinhaltet Kürzungen beim „Stadtumbau Ost“ und den anderen ostspezifischen Programmen in Höhe von rund 27 Millionen Euro im Vergleich zu 2011. Insgesamt sollen im kommenden Jahr 45 Millionen Euro weniger für die Städtebauförderung bereitstehen. Verglichen mit den Mitteln aus dem Jahr 2010 ist dies sogar ein Rückgang um rund 125 Millionen Euro.

Heute war ich Gast in der Sendung „Das Duell“ auf n-tv und habe mit Peter Altmaier, dem ersten parlamentarischen Geschäftsführer der CDU, über die aktuelle Beschlüsse der Bundesregierung zu Steuersenkungen diskutiert. Das Streitgespräch kann man sich hier ansehen.

Die geplanten Steuersenkungen bedeuten für den Einzelnen gerade mal ein zusätzliches Kännchen Kaffee im Monat, während der Staat sich um sechs Milliarden Euro pro Jahr mehr verschuldet. Doch die Bürger wissen, dass Steuersenkungen auf Pump in der größten Staatsschuldenkrise aller Zeiten ein Danaergeschenk sind: Im ZDF-Politbarometer sprachen sich 62 Prozent der Befragten dafür aus, zusätzliche Steuereinnahmen für den Abbau der Schulden einzusetzen, nur etwa jeder Vierte wollte Steuersenkungen. Auch in den „Sorgenbarometern“ rangiert die Angst vor den Staatsschulden mit Abstand auf dem ersten Platz.

Die Zahlen sprechen für sich: Ende 2010 hat der Schuldenstand in Deutschland die 2-Billionen-Euro-Marke überschritten. Damit beträgt unsere Schuldenquote, also das Verhältnis des Schuldenberges zum Bruttoinlandsprodukt, mehr als 80 Prozent. Laut dem Harvard-Ökonomen Kenneth Rogoff werden Staatsschulden spätestens bei einer Quote von 90 Prozent zum ernsten Wachstumshemmnis. Der Druck auf die öffentlichen Haushalte wird in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, zum Beispiel durch Pensionszahlungen, für die es keine Rücklagen gibt. Von den Ausfallrisiken bei der Rettung in Not geratener Euro-Staaten ganz zu schweigen.

Weil solide Finanzen die Voraussetzung sind für einen handlungsfähigen Staat, hat die Große Koalition unter Führung von SPD-Finanzminister Peer Steinbrück die Schuldenbremse ins Grundgesetz geschrieben. Bis 2016 muss der Bund die Neuverschuldung sukzessive abbauen. Aber CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die Regel mit einem formalen Trick gebrochen und sich zusätzliche Verschuldungsspielräume von fast 50 Milliarden Euro geschaffen. Obwohl die Steuern sprudeln wie nie, will Schwarz-Gelb im nächsten Jahr neue Kredite in Höhe von 27 Milliarden Euro aufnehmen.

Dagegen hat die SPD einen Pakt für Entschuldung und Bildung vorgelegt, mit dem die grundgesetzliche Schuldenbremse strikt eingehalten wird. Zugleich schaffen wir Spielräume für notwendige Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Um dies zu bezahlen, wollen wir die Steuersubventionen für Hoteliers zurücknehmen und die Vermögenden stärker an der Sanierung des Staates beteiligen. In einer Zeit, in der die Einkommensschere weiter auseinander klafft, ist ein gesellschaftlicher Beitrag der Wohlhabenden über eine Vermögenssteuer und einen Spitzensteuersatz von 49 Prozent ab 100.000 Euro gerechtfertigt.

Dass der Regierung gute Infrastruktur egal ist, beweist das angekündigte Betreuungsgeld: Während allein in den alten Bundesländern mindestens 250.000 Betreuungsplätze fehlen, sollen Eltern mit 150 Euro im Monat dazu animiert werden, ihre Kinder zuhause zu lassen. Wie das Thüringer Betreuungsgeld zeigt, sind vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien die Leidtragenden, denen das pädagogische Angebot der Kitas vorenthalten wird. Ganz nebenbei belastet das Betreuungsgeld den Bundeshaushalt um zwei Milliarden Euro zusätzliche Schulden im Jahr.