Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat heute Gelder für die Digitalisierung der Kinos freigeben.

„Bis 2012 stehen insgesamt 6,5 Millionen Euro zur Verfügung, um Kinos bei der Digitalisierung finanziell zu unterstützen“, erklärt Carsten Schneider, Sprecher der Landesgruppe Thüringen der SPD-Bundestagsfraktion.

Auf Initiative der SPD fand im Juni eine Expertenanhörung statt, nachdem besonders die kleineren Kinos erhebliche Bedenken gegen die ursprünglichen Fördervoraussetzungen geäußert hatten.

„Das hat sich im Nachhinein als absolut richtiger Schritt herausgestellt. Die Kriterien wurden in wesentlichen Punkten so geändert, dass jetzt mehr Kinos als zuvor die Förderbedingungen erfüllen und eine Antrag stellen können“, betont Schneider.

„Durch den technischen Fortschritt erhalten die Kinobetreiber die Filme heute nicht mehr auf Rollen, sondern auf Festplatten. Vor allem den kommunalen Kinos fehlt oft das notwendige Geld, um auf die digitale Technik umzurüsten. Große Kinoketten wie UCI dagegen können die Investitionskosten meistens selbst aufbringen“, so Schneider weiter.

Der Bund hat seiner heutigen Entscheidung ein wichtiges Signal gesetzt, aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass auch die Länder und die Filmwirtschaft ihren Teil beitragen müssen. In Thüringen ist die notwendige Ko-Finanzierung bisher noch nicht gesichert.

„Ich fordere die Thüringer Landesregierung auf, ein entsprechendes Programm aufzulegen, damit die kommunalen und kleineren Kinos in Thüringen von der Förderung profitieren und endlich ins digitale Zeitalter aufbrechen können“, so Schneider abschließend.

Neben dem „Kinoclub am Hirschlachufer“ in Erfurt sowie dem „mon ami“ und dem „Lichthaus“ in Weimar zählen das „Kino im Schillerhof“ und der „Universitätsfilmclub“ in Jena sowie der „Hochschulfilmclub“ in Ilmenau zu den kleineren Spielstätten in Thüringen.

Carsten Schneider, SPD-Bundestagsabgeordneter für Erfurt und Weimar, kritisiert den fehlenden Widerstand von Thüringens Bauminister Christian Carius gegen die Kürzungspläne bei der Städtebauförderung.

„Thüringens Bauminister Carius hat sich mehrmals öffentlich gegen die Pläne von CDU/CSU und FDP ausgesprochen, die Förderung für die Städtebauprogramme im kommenden Jahr zu halbieren. Daher fordere ich ihn auf, endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Denn nicht nur Thüringen, sondern der gesamte Osten wären von den Kürzungen überproportional betroffen“, sagt Schneider.

„Den Anfang kann Minister Carius beim heutigen Symposium des Bundes Deutscher Architekten in Erfurt machen und dem Bundesbauministerium seine Position mit auf den Weg nach Berlin geben.“

„Tatsache ist, dass die Bundesregierung die Programme zur Städtebauförderung wie ,Stadtumbau Ost‘, ,Städtebauliche Maßnahmen in den neuen Ländern‘ und ,Städtebaulicher Denkmalschutz Ost‘ abwickeln will. Zunächst sollen alle zusammengefasst werden, um später ihr endgültiges Auslaufen besser verschleiern zu können. Allein 44 Millionen Euro sollen bei den ostspezifischen Programmen bereits im kommenden Jahr wegfallen.“

„Der Bund löst durch die Städtebauförderung ein mehr als 6-faches an privaten Investitionen aus. Das öffentliche und private Bauvolumen erhöht sich um das 8,5-fache. Und diese wichtige wirtschaftlichen Impulse sollen jetzt einfach wegfallen“, kritisiert Schneider.

Allein aus den Förderprogrammen „Stadtumbau Ost“ und „Sanierung und Entwicklung Ost“ hat Erfurt bisher rund 38 Millionen Euro und Weimar rund 34 Millionen Euro erhalten. Insgesamt flossen aus den verschiedenen Programmen zur Städtebauförderung mehr als 90 Millionen Euro in die Landeshauptstadt und fast 40 Millionen Euro nach Weimar.

Im Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages fand heute eine Anhörung zum Haushaltsbegleitgesetz 2011 statt, das zahlreiche Maßnahmen des schwarz-gelben Sparpaketes enthält.

„CDU/CSU und FDP befinden sich nachweislich auf dem Holzweg. Das ist das zweifelsfreie Ergebnis der heutigen Anhörung“, sagt Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

„Die Sozialkürzungen der Bundesregierung wirken sich in wirtschaftsschwachen Regionen doppelt so stark aus. Davon ist Ostdeutschland im besonderen Maße betroffen und leidet am meisten unter den Einschnitten. Wegen der notwendigen Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West ist das absolut nicht hinnehmbar.“

Allgemein gilt: Je schwächer die Wirtschaftsleistung einer Region ist, umso stärker ist sie von den Einsparungen bei der Bundesagentur für Arbeit, von der Abschaffung des befristeten Zuschlags nach dem Abrutschen ins Arbeitslosengeld II oder von der Streichung des Elterngeldes für Arbeitslose betroffen.

„Dabei wirkt sich zusätzliches Geld in wirtschaftlich schwächeren Regionen unmittelbar auf die Binnennachfrage aus. Union und FDP verhindern so einen nachhaltigen Aufschwung auch in strukturschwachen Gebieten. Daher überrascht es mich überhaupt nicht, dass mehrere Sachverständige die konjunkturellen Wirkungen des Sparpaktes heftig kritisierten“, so Schneider.

„Das Schwarz-Gelb für soziale Kälte steht, war bereits bekannt. Doch die jetzigen Sparpläne der Bundesregierung sind auch noch gegen jede wirtschaftspolitische Vernunft“, betont Schneider.

„Dabei gäbe es eine ökonomische Alternative: Die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohnes würde helfen, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern und die Kaufkraft gerade in wirtschaftsschwachen Regionen zu erhöhen“, sagt Schneider abschließend.

Lieber Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was jetzt deutlich wird, ist das Bild von Schwarz-Gelb. Bisher haben Sie sich hinter Ihrem Nichtstun versteckt. Herr Kampeter, die Schulden, die Sie eben genannt haben, haben Sie in den vergangenen Jahren mit verursacht. Es gibt einen guten Grund für diese Schulden. Hätten wir die Konjunkturprogramme nicht aufgelegt, wäre die Situation in diesem Land jetzt noch viel schlimmer. Dann hätten wir nicht nur Millionen Arbeitslose. Das vergessen Sie gerne. 3

(Beifall bei der SPD ? Otto Fricke (FDP): Gerade die Abwrackprämie!)

Das Bild, das Sie von der Zukunft in diesem Land gezeichnet haben, dass Sie von Freiheit und Verantwortung gezeichnet haben, zeigt, was uns in diesem Land erwartet. Ich habe den Eindruck, dass es bei Ihnen um Freiheit von Verantwortung geht, insbesondere bei denen, die es sich eigentlich leisten könnten, Verantwortung zu übernehmen.

(Beifall bei der SPD ? Otto Fricke (FDP): So versteht ihr Freiheit!)

Ich will einmal aufzeigen, welche Auswirkungen dieses Gesetz, das aus 23 Artikeln besteht, im Sommer 2011 haben wird. Im Sommer 2011 wird es zwei Lager in diesem Land geben. Da wird es die Familie geben, die mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen will. Das wird teurer für sie, weil Sie eine neue Steuer auf Flüge einführen.

(Otto Fricke (FDP): Sind Sie dagegen?)

– Herr Fricke!

(Otto Fricke (FDP): Sind Sie dagegen?)

– Bisher sind Sie ? zur Bundestagswahl, in den Koalitionsverhandlungen, bis in den Mai hinein – damit angetreten, dass Sie Steuern senken wollen.

(Otto Fricke (FDP): Nein, ob Sie dagegen sind!)

Sie haben gesagt, dass sie kein Gesetz unterschreiben, in dem nicht Steuersenkungen drin sind. Sie wollen keine Steuererhöhung.

(Otto Fricke (FDP): Nein!)

Jetzt tun Sie das Gegenteil dessen, Herr Fricke. Sie führen eine neue Steuer ein.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Zu denjenigen, die wenig verdienen. Ich habe heute in der Post den Brief einer Rentnerin gehabt. Herr Kampeter, Sie haben das mit dem Wohngeld gerade angesprochen. Wir haben in der letzten Legislaturperiode das Wohngeld erhöht. Wir haben für diejenigen, die gerade so viel verdienen, dass sie nicht Hartz-IV-Empfänger sind, und die Rentner, die eine relativ niedrige Rente haben und daher Wohngeld erhalten, den Heizkostenzuschuss eingeführt. Da haben Sie mit zugestimmt. Die damalige Begründung waren nicht die hohen Preise, sondern es waren vor allem die niedrigen Löhne und Renten, die wir stützen wollten.

Ich kann Ihnen also von einer Bürgerin aus meinem Wahlkreis berichten, die mir vorgerechnet hat, wie viel sie im Monat hat: Nettorente 588 Euro, Wohngeld 60  Euro, Heizgeld 24 Euro. Das heißt, sie verliert in einem Jahr Monat für Monat die 24 Euro. Sie sagt, sie habe nicht einmal mehr Geld, um die GEZ-Gebühren für den Fernseher zu bezahlen. Das sind Leute, die an dem Letzten knabbern, was sie haben. Diese Menschen bluten in diesem Land für Ihre Politik.

(Beifall bei der SPD)

Es geht weiter mit denen, die Sie eigentlich entlasten wollten, nämlich den Arbeitnehmerhaushalten. Diese werden belastet. Sie werden belastet durch höhere Sozialabgaben – höhere Sozialabgaben sind eine Belastung -, auch bei der Krankenversicherung, weil es Ihnen nicht gelingt, die Kosten in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil, die private Krankenversicherung wird mit 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung gestützt.

Es geht weiter mit der Pharmaindustrie, die Ihnen die Gesetze diktiert, was dazu führt, dass Mehrausgaben in Milliardenhöhe entstehen. Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land, die jeden Tag arbeiten gehen, werden das bezahlen. Das heißt, weniger Netto vom Brutto. Das ist das Gegenteil dessen, was wir bräuchten, und auch das Gegenteil dessen, was Sie versprochen haben.

Dazu kommen die Kürzungen im Bereich des Arbeitslosengeldes. Der Zuschlag für diejenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten haben und dann Arbeitslosengeld II bekommen, wird komplett gestrichen. Das fehlt bei der Binnennachfrage, und es fehlt natürlich den Menschen mit den geringsten Einkommen.

Ich glaube, sie hätten sogar Verständnis dafür, dass sie etwas geben sollen; denn sie wissen: Die Situation ist kritisch. – Aber wenn man einmal den Blick auf Europa wirft und sich die Proteste gestern in Spanien ansieht, dann muss man eines festhalten: Sie werden eine Konsolidierungsstrategie, einen Ausgleich des Staatshaushalts nur hinbekommen, wenn Sie die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, wenn es sozial gerecht zugeht. Das Urteil über dieses Gesetz ist ganz eindeutig: Es ist nicht sozial gerecht und nicht ausgewogen. Im Gegenteil, es ist sozial ungerecht, weil die FDP sich zu 100 Prozent durchgesetzt hat.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Vermögende in diesem Land werden nicht herangezogen. Auch eine Finanztransaktionsteuer gibt es nicht.

(Otto Fricke (FDP): Das war die, die Herr Steinbrück wollte, nicht?)

Herr Schäuble hat vorige Woche in einem Hintergrundkreis des Wirtschaftsrates – so heißt das, glaube ich, bei der CDU – gesagt, er sei kein Freund der Finanztransaktionsteuer. Die Krise auch der öffentlichen Haushalte haben wir nur, weil sich an den Finanzmärkten Menschen mit sehr viel Geld verspekuliert haben.

(Zuruf des Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter)

– Herr Kampeter, Sie haben die Finanztransaktionsteuer in Ihre mittelfristige Finanzplanung geschrieben. 2 Milliarden wollen Sie darüber ab 2012 jedes Jahr einnehmen. Herr Schäuble aber hat erklärt, er sei kein Freund davon. Er wird sie in Europa auch nicht durchsetzen. Das ist doch der Punkt. Er hat uns hier etwas vorgemacht. Ihnen geht es nur darum, die Armen zu schröpfen und die Reichen zu schonen, meine Damen und Herren. So bitter ist das.

(Georg Schirmbeck (CDU/CSU): Pfui! – Andreas Mattfeldt (CDU/CSU): Das ist so was von flach! Das ist erschreckend!)

– Tut mir leid. Ich kann nur das bewerten, was hier vorliegt und was Sie bisher beschlossen haben.

Ich will Ihnen auch sagen, was unsere Gegenvorschläge wären. Es geht auch gerecht. Nehmen Sie das zum 1. Januar 2010 – man kann es nicht oft genug sagen – in Kraft getretene Gesetz, das den Hoteliers 1 Milliarde Euro einbringt, zurück!

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle (CDU/CSU): Für den Bund 500 Millionen!)

Nehmen Sie noch die Geschenke für die Unternehmen und die reichen Erben dazu! Dann sind wir bei 3 Milliarden Euro. Erhöhen Sie, wie es ursprünglich auch in der CDU, als sie – zumindest inhaltlich – noch Volkspartei war, Konsens war, den Spitzensteuersatz in Deutschland! Die Leute sind bereit, ein Stück weit zurückzugeben, damit in diesem Land sozialer Frieden herrscht.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Das tun Sie aber nicht; im Gegenteil.

Als Letztes wollen Sie das Lohnabstandsgebot dadurch erreichen, dass Sie bei den Hartz-IV-Empfängern kürzen.

(Norbert Barthle (CDU/CSU): Ich denke, wir erhöhen die Sätze! Seit wann kürzen wir?)

Herr Kampeter, eine Frau, die von Hartz IV lebt und Mutter wird, hat bisher Elterngeld in Höhe von 300 Euro bekommen. Es nutzt dieser Frau ? und dem Kind ? nun überhaupt nichts, wenn Sie sagen, das sei systemisch nicht gerecht. Genau das hat der Bundestag hier beschlossen. Wir haben es guten Gewissens getan, weil wir wollten, dass sie diese zusätzlichen 300 Euro bekommt. Sie braucht sie nämlich. Es handelt sich hierbei um diejenigen, die am wenigsten haben und das Geld daher am meisten brauchen. Sie kürzen an dieser Stelle radikal. Das ist das Gesicht von Schwarz-Gelb. Mit Verlaub: Sie machen Politik für die Atomkonzerne und für die Pharmalobby. Bei den Armen aber kürzen Sie. Das ist das Gesicht von Schwarz-Gelb. Das ist ziemlich bitter und kalt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

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Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, erklärt anlässlich der heutigen Plenardebatte zum Haushaltsbegleitgesetz 2011:

„Zum Abbau der Neuverschuldung gibt es keine Alternativen. Aber CDU/CSU und FDP setzen die falschen Akzente und sparen unter dem Deckmantel der Haushaltskonsolidierung bei Familien, Geringverdienern und Arbeitslosen. Fehlanzeige dagegen eine angemessene Beteiligung der Wirtschaft. Minimalen Belastungen stehen Milliardengeschenke für Atom- und Pharmalobby gegenüber. Damit zerstört die Regierung Merkel/Westerwelle die gesellschaftliche Bereitschaft für die notwendige Konsolidierung.

Solide Haushaltspolitik und soziale Gerechtigkeit schließen sich nicht gegenseitig aus. Die Bundesregierung muss endlich die Einnahmeseite des Staates betrachten, aber an dieser Stelle sehe ich keinen Schritt in die richtige Richtung. Ganz im Gegenteil. Bundesfinanzminister Schäuble hat sich endgültig von der Finanztransaktionsteuer verabschiedet. Damit müssen sich die Verursacher der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht am Abbau der Schulden beteiligen, die aufgenommen werden mussten, um die Auswirkungen dieser Krise für die Menschen zu begrenzen.

Keinem normal Denkenden leuchtet ein, warum Vermögende nicht stärker besteuert und unsinnige Subventionen nicht abgeschafft werden.

Die Vorschläge der SPD liegen auf dem Tisch. Durch einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn würden nicht mehr über eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihrem Lohn oder Gehalt zusätzlich Aufstockungsleistungen beziehen müssen. Jährlich 5 Milliarden Euro zusätzlich würde ein Mindestlohn in die Kassen der Sozialversicherung und bei den Steuern bringen.

Zweites Beispiel: Durch die Einführung einer Bundessteuerverwaltung käme es neben der Durchsetzung einer höheren Steuergerechtigkeit zu einem effizienteren Steuervollzug, der 11 Milliarden Euro jährliche Mehreinnahmen bringen würde.“

Auf Initiative der SPD findet am kommenden Montag eine Anhörung im Haushaltsausschuss zum Sparpaket der Bundesregierung statt. „Bei dieser Gelegenheit werden wir gemeinsam mit Vertretern von Sozialverbänden wie dem Paritätischen und von den Gewerkschaften der schwarz-gelben Regierungskoalition ihren Raubbau am Sozialstaat noch einmal deutlich vor Augen führen“, so Schneider abschließend.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist heute schon viel zitiert worden und auch auf die Vergangenheit verwiesen worden. Ich kann Ihnen klipp und klar sagen, Herr Wissing: Wir als SPD-Fraktion stehen zu dem, was wir in den vergangenen Jahren beschlossen haben; ganz klar.

(Beifall bei der SPD – Dr. Volker Wissing (FDP): Warum haben Sie denn dann die Aktuelle Stunde beantragt?)

Mich hätte interessiert, was denn eigentlich damals in der Frage der Hypo Real Estate Ihre Alternative gewesen war.

(Beifall bei der SPD)

Wir sind uns in diesem Hause doch sicherlich einig, dass es eine systemrelevante Bank war.

(Joachim Poß (SPD): Da müssen Sie klatschen, Herr Barthle!)

Wir hatten Anhörungen im Haushaltsausschuss dazu. Da hat der Bundesbankpräsident, aber auch der damalige Chef des SoFFin, gesagt: Die Rettung der HRE muss geschehen. – Das war die damalige Sicht.

(Zuruf von der FDP: Das haben Sie gesagt!)

Natürlich weiß ich, dass es heute etwas anders ist ? ich komme noch darauf ?, was die Weiterentwicklung der HRE betrifft. Aber aus der damaligen Sicht gab es zu dieser Haltung und letztendlich zu der Verstaatlichung der HRE keine Alternative. Sie haben sich damals als Opposition sehr schnell in die Büsche geschlagen und nichts Eigenes vorgeschlagen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Natürlich haben wir das! Wir haben doch alles aufgezeigt, was wir wollten!)

Dass Sie das jetzt alles Herrn Steinbrück und der SPD in die Schuhe schieben wollen, ist geschenkt. Es geht der FDP-Fraktion in anderen Punkten ja sowieso schlecht genug; da habe ich kein Mitleid mehr.

(Dr. Volker Wissing (FDP): Stehen Sie doch zu dem, was Sie wollten!)

Ich will Ihnen ganz klar sagen: Man muss sich nach zwei Jahren Finanzmarktgesetzgebung – Rettung und allem, was dann passiert ist – auch fragen: Ist das richtig gewesen? Gibt es Punkte, bei denen man Veränderungen vornehmen muss?

(Dr. Volker Wissing (FDP): Das haben wir Ihnen damals schon gesagt!)

– Ja, Sie haben immer alles gewusst; klar. Das haben wir heute zur Kenntnis genommen.

(Nicolette Kressl (SPD): Jetzt macht er immer noch Opposition! – Dr. Carsten Sieling (SPD): Der Schlaumeier!)

Was die Frage der von uns allen sicherlich nicht gewollten – das ist ja so zum Ausdruck gebracht worden – Bonizahlungen bei der Hypo Real Estate angeht, so beruht ein Teil dieser Boni auf Altverträgen. Ein anderer Teil geht klar auf Ihre Verantwortung zurück. 8 Millionen Euro sind zu Zeiten der neuen Regierung an neue Kollegen in der HRE gezahlt worden. Dafür gab es keine vertragliche Grundlage. Das sind Halteprämien gewesen.

(Beifall bei der SPD)

Das folgt der Logik des Marktes. Die HRE hat einen schlechten Ruf. Das ist ja so; das will keiner bestreiten. Wenn man da einen Guten halten will, dann muss man ihm so viel zahlen wie bei der Deutschen Bank. Das folgt aber der Logik, dass man diese Bank weiter halten und entwickeln will,

(Dr. Volker Wissing (FDP): Das stimmt nicht! Das ist jetzt falsch!)

und das wollen Sie.

Morgen gehen Sie einen weiteren Schritt mit der Gründung der AIDA, der Abwicklungsanstalt, in die Sie knapp 200 Milliarden Euro auslagern wollen. Das ist ein Abwicklungsfall. Dann haben wir noch 150 Milliarden Euro Bilanzsumme der HRE übrig. Darauf wollen Sie und Ihre Regierung eine neue Bank gründen, die Deutsche Pfandbriefbank. Da stellt sich die Frage: Braucht der Markt diese Bank? Haben wir in Deutschland nicht genügend Staatsfinanzierer und gewerbliche Immobilienfinanzierer, dass der Bund ins Risiko gehen muss und diese Bank mit einer horrenden Bezahlung, mit neuen Werbebroschüren, die gedruckt werden müssen, und weiteren Implikationen entwickeln muss?

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Sie haben doch das Risiko aufgebaut!)

Oder ist für den Bund, den Steuerzahler etwas anderes günstiger? Das muss man sich doch überlegen, darüber muss man doch diskutieren. Wir sind doch hier ein Ort der Meinungsbildung und kein Ort, wo wir etwas vorgesetzt bekommen und nichts dazu sagen.

(Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Unverantwortlich ist das! – Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Unter jedem Niveau!)

Ist für den Bund also vielleicht etwas anderes günstiger? Ich verweise auf die Kommunikation mit dem Parlament. Die 40 Milliarden Euro an neuen Garantien für die HRE wurden hier ja angesprochen. Das war wirklich eine Sauerei; entschuldigen Sie, Frau Präsidentin, den Ausdruck. Es ist nicht zu akzeptieren, dass wir darüber nicht informiert werden.

(Beifall bei der SPD)

Aber dass es gegenüber dem Finanzmarkt nicht einmal eine Information gab, ist der entscheidende Punkt und zeigt mir, dass der Markt kein Vertrauen in die Bank hat.

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Ihre Rede führt dazu!)

Ich persönlich glaube, dass es für den Steuerzahler günstiger ist, jetzt zu sagen: Wir ziehen einen Schlussstrich, wir beteiligen uns nicht mehr an der Logik des Marktes

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Nein, Sie beschädigen den Markt!)

und entwickeln keine neue Bank, die wir in vier oder fünf Jahren eventuell zu einem niedrigen Preis verkaufen können. In der Marktwirtschaft gibt es ja Angebot und Nachfrage. Es gibt von der WestLB über die Bayern LB und Banken, die in England und Europa auf den Markt kommen, kein Geschäftsmodell, das große Rendite bringt.

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Das können Sie nie mehr gutmachen, was Sie machen!)

Das heißt, es wird keine Käufer geben, die einen Preis zahlen, der dem entspricht, was wir als Eigenkapital hineinstecken.

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Das steht Ihnen doch gar nicht zu, die Bank runterzumachen! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß (SPD): Macht doch keiner!)

Dann muss man sich doch die Frage stellen: Ist es vielleicht nicht günstiger, die Bank generell abzuwickeln? Das muss man überlegen. Ich persönlich bin da festgelegt; in meiner Partei gibt es Meinungsbildung. Es stünde Ihnen gut zu, das zu erwägen.

Ich habe mir Ihren Gesetzentwurf angeschaut.

(Zuruf des Abg. Leo Dautzenberg (CDU/CSU))

? Herr Dautzenberg, kennen Sie diesen Gesetzentwurf? ? Mir liegt der Kabinettsbeschluss von vor zwei Tagen vor. Darin geht es um die SoFFin-Nachfolgeeinrichtung. Ich habe im Finanzmarktgremium ? das kann ich sagen, das ist nicht geheim ? vor einer Woche gefragt, ob die Bundesregierung darüber nachdenkt, die Möglichkeiten der Garantien und der Rekapitalisierung auch vor dem Hintergrund der zusätzlichen Milliardengarantien an die HRE zu verlängern.

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Das ist ein Spiel mit dem Geld der Steuerzahler, was Sie machen!)

Da hieß es Nein. Das war vor einer Woche. Jetzt schau ich in diesen Gesetzentwurf und sehe: Für genau zwei Banken, WestLB und HRE, nämlich die, die AIDAs, die Abwicklungsanstalten, gegründet haben, werden hier Garantien in Höhe von 300 Milliarden Euro neu ausgebracht oder verlängert und 50 Milliarden Kapitalzuschüsse. Dann frage ich mich: Wie kommt es zu diesem Wechsel? Das ist noch nicht Ihr Beschluss, aber ?

(Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Das ist doch kein Wechsel!)

? ein Wechsel der Position ? das heißt, im Kern behalten Sie sich vor, diese Möglichkeit ins Auge zu fassen.

(Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Die Frage war nach neuen Garantien!)

Ich meine, wir sollten im Bundestag eine Entscheidung treffen ? nicht nur die Regierung ?, die den Steuerzahler so weit wie möglich schont.

(Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Sie schaden dem Steuerzahler!)

Sie haben sich in der letzten Regierung gewehrt, als wir gesagt haben: Wenn es ein Minus aus dem Rettungsfonds gibt, zahlen das die Banken. Dazu haben Sie Nein gesagt. Wir sind dafür, dass die Banken das zahlen. Das wäre dann auch ein Nullsummenspiel für den Steuerzahler. Meine Damen und Herren, es liegt an Ihnen.

(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Unglaublich! – Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Das war wieder teuer für den Steuerzahler! – Dr. Volker Wissing (FDP): Absurd!)

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Carsten Schneider, SPD-Bundestagsabgeordneter für Erfurt und Weimar, hält seine Kritik am Energiekonzept der Bundesregierung anlässlich des heutigen Kabinettsbeschlusses aufrecht.

„Der Kern des Konzepts besteht in der längeren Laufzeit von Atomkraftwerken – rückwärtsgewandter kann ein Energiekonzept nicht sein. Man sieht es Umweltminister Röttgen förmlich an, wie er sich innerlich sträubt, das Konzept wider besseres Wissen bei jeder passenden Gelegenheit als Erfolg verkaufen zu müssen“, sagt der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

„Union und FDP stellen sich bereitwillig in den Dienst der großen Energiekonzerne und rollen ihnen den roten Teppich aus, damit sie sich in den kommenden Jahren über zusätzliche Gewinne von bis zu 100 Milliarden Euro freuen können“, kritisiert Schneider.

„Die Brennelementesteuer in Höhe von 1,6 Milliarden Euro dagegen zu rechnen, ist nichts weiter als Schönfärberei. Diese vergleichsweise minimale Belastung kann die Atomindustrie sogar noch steuerlich geltend machen. Länder und Kommunen müssen am Ende Steuerausfälle in dreistelliger Millionenhöhe bei der Gewerbe- und Körperschaftssteuer hinnehmen und die Löcher in ihren Haushalten stopfen“, rechnet Schneider vor.

„In Ostdeutschland gibt es kein einziges Atomkraftwerk – allerdings führende Unternehmen im regenerativen Energiebereich. Diese Branche und der Osten sind die Verlierer des neuen Energiekonzeptes. CDU/CSU und FDP gefährden mit ihrer Politik wichtige Investitionen in diesen Zukunftsmarkt. Als wäre die geplante Kürzung der Förderung für Öko-Energien um 70 auf 380 Millionen Euro noch nicht genug, wie sie der Entwurf des Bundeshaushaltes für 2011 vorsieht“, so Schneider abschließend.

Am 22. September 2010 war ich auf Einladung des Landesbüros Thüringen der Friedrich-Ebert-Stiftung im kürzlich neu eröffneten Haus Dacheröden in Erfurt zu Gast. Hier trafen sich einst so berühmte Männer wie Goethe, Schiller oder Wilhelm von Humboldt zu gemeinsamen Lesungen und Gesprächen. Das vielzitierte Goethe-Zitat, wonach der Mensch „edel sei (…), hilfreich und gut“, wäre auch heutzutage noch die passende Aufforderung an die Akteure auf den internationalen Finanzmärkten.
Weil das allein aber sicher nicht genügen wird, um die Märkte für die Zukunft krisenfest zu machen, Volkswirtschaften vor den immer weiter ausgreifenden Spekulationsrisiken abzuschirmen und die globalen Investments im Sinne nachhaltiger politischer Verantwortung zu kontrollieren und zu regulieren, diskutierte ich gemeinsam mit Dr. Heribert Dieter von der Stiftung Wissenschaft und Politik und einem Vertreter des Global Marshall Fund die brisanten Fragen rund um die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Politik, mithilfe staatlicher Regulierung Einfluss zu nehmen.
Insbesondere in der anschließenden Runde mit den etwa vierzig Zuhörern vertrat Dr. Dieter die Meinung, die Finanzmarktregulierung notfalls auch auf nationaler Ebene zu normieren, wenn und solange ein international abgestimmtes Vorgehen wegen bestehender Interessengegensätze nicht durchsetzbar ist. Die so entstehenden „fragmentierten Märkte“ böten immer noch eine bessere Prävention vor neuen Marktexzessen als Nichtstun. Eine interessante – wenn auch sehr voraussetzungsreiche – These. Wir bleiben im Gespräch…

Am gestrigen Dienstag hat das Thüringer Kabinett den Landeshaushalt 2011 beschlossen. Das Gesamtvolumen von 9,48 Milliarden Euro fällt um 333 Millionen Euro geringer aus als im Vorjahr. Allerdings bleiben gewaltige Sparpotentiale aufgrund der Blockadehaltung der CDU bei wichtigen Reformfragen ungenutzt.

Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, erklärt dazu: „Für eine glaubwürdige und nachhaltige Politik sind Strukturreformen unvermeidlich. Hoffnungswerte auf der Einnahmeseite sind kein Beitrag zu einer strukturellen Haushaltskonsolidierung.“

Angesichts versiegender Einnahmequellen im Bereich der EU-Förderung und des Solidarpaktes II sind künftig noch weitergehende Einsparungen im Haushalt als bisher geboten. „Mit ihrer Verweigerungshaltung bei grundlegenden Reformen gefährdet die CDU die Erneuerung des Landes,“ so Schneider weiter.

Insbesondere die von der CDU blockierte Gebiets- und Verwaltungsreform würde die finanziellen Spielräume deutlich erweitern. „Wenn sich die CDU als treibenden Kraft bei der Konsolidierung aufspielt, die verantwortliche Ministerin aus ihren Reihen aber völlig ohne strukturelle Vorschläge auskommt, ist das unglaubwürdig“, kritisiert Schneider.

Bei der Präsentation des Etats 2011 hat die Thüringer Finanzministerin leider auf ganzer Linie enttäuscht. Weder war eine zukunftsfähige Strategie bei der Ministerin erkennbar, noch kann sie auf die Unterstützung der eigenen Fraktion bauen. „Frau Walsmann ist ihrem Amt offensichtlich nicht gewachsen“, sagt Schneider abschließend.