Zusammen mit Jakob von Weizsäcker, Thüringer SPD-Europaabgeordneter, habe ich für die heutige Frankfurter Rundschau folgenden Beitrag verfasst:

In Europa hat ein Bewusstseinswandel eingesetzt. Die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass Steuern kein Raubzug des Staates sind, sondern die Voraussetzung dafür, dass staatliche Leistungen wie Poli­zei und Justiz, Investitionen in Bildung, Schule, Straßen und öffentliche Güter si­chergestellt werden. Die gerechte Finan­zierung des Gemeinwesens ist Vorausset­zung für soziale Gerechtigkeit, gleiche Teilhabechancen und öffentliche Investi­tionen. Steuerbetrug, von Staaten betrie­bene Steuervermeidung und Steuerdum­ping verletzen das Gerechtigkeitsgefühl vieler Menschen. Hinzu kommt der unlau­tere Wettbewerbsvorteil, den multinatio­nale Konzerne gegenüber kleinen und mit­telständischen Betrieben erhalten. Wer sich der Steuerzahlung entzieht, lebt auf Kosten seiner Mitbürger.

Deutschland und andere EU-Staaten können ihre Investitionen nur erhöhen, wenn die Einnahmebasis gesichert ist. Die Finanzkrise hat Europa als Haftungsge­meinschaft zusammengerückt, über die gemeinsamen Rettungsschirme und die Maßnahmen der EZB. Jetzt brauchen wir eine stärker integrierte zweite Säule, also Solidarität bei den Einnahmen, um die Fis­kalunion zu schaffen. Dazu braucht es keine Steuererhöhun­gen oder neue Steuern, wenn alle das be­zahlen, was sie heute schon müssen – nur die Finanztransaktionssteuer werden wir neu einführen. Zusätzliche Investitionen würden in beträchtlichem Umfang mög­lich, ebenso eine Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen. Deshalb müssen wir dem unfairen Steuerwettbewerb ein Ende setzen und Steueroasen trockenlegen.

Die EU-Kommissionsmitglieder Pierre Moscovici und Margrethe Vestager haben nun angekündigt, im Jahr 2015 Vorschläge vorzulegen, wie Steuerbetrug und Steuer­vermeidung effektiver bekämpft werden können. Sie verweisen auf den automati­schen Informationsaustausch bei grenzüberschreitenden Steuervorentscheidun­gen und Vorschläge zu mehr Transparenz bei großen Unternehmen.

Das sind Schritte in die richtige Rich­tung. Aber das Ziel, den Steuerwettbewerb im EU-Binnenmarkt gerechter und trans­parenter zu machen, würde zu kurz grei­fen. Im Europäischen Parlament wurde klar adressiert, dass das Programm von Präsident Jean-Claude Juncker noch nicht ambitioniert genug ist, um den notwendi­gen Wandel in der EU-Steuerpolitik einzu­leiten. Wir brauchen nicht mehr Wettbe­werb, sondern müssen das Steuerdumping der Staaten beenden.

Fehlende Zuständigkeit und das Ein­stimmigkeitsprinzip bei Steuerfragen dür­fen dieses Ziel nicht länger gefährden. Ge­braucht wird ein verbindlicher Aktions­plan. Gerade Herr Juncker steht dafür an­gesichts des erschreckenden Steuerdum­pings Luxemburgs in einer besonderen Bringschuld. Aber auch die Staats- und Re­gierungschefs müssen die Initiative ergrei­fen.

Nur ein erster Schritt ist, den automati­schen Informationsaustausch über die von EU-Bürgern und Unternehmen in anderen Staaten gehaltenen Vermögen und erziel­ten Einkünfte rasch, spätestens aber zum 1. Januar 2016 einführen. Zeitgleich müs­sen steuerliche Sonderregeln und Ausnah­men, die Staaten großen Unternehmen ge­währen – sogenannte „Tax-Rulings“ – der EU-Kommission gemeldet und veröffent­licht werden, auch in den Jahresabschlüs­sen der Unternehmen. Sie sind so rasch wie möglich abzuschaffen, auch mit Hilfe des wettbewerbsrechtlichen Instrumenta­riums der Kommission. Für die Zukunft sind Ausnahmen von Steuergesetzen grundsätzlich zu verbieten. Nur Vorabaus­künfte der Finanzbehörden, die über die Auswirkungen von Steuergesetzen infor­mieren, dürfen zulässig sein, müssen aber in den Informationsaustausch einbezogen werden. Briefkastenfirmen und Stiftungen, deren wirtschaftlich Berechtigte ano­nym bleiben, sowie staatenlose Gesell­schaftsgründungen sind ebenfalls zu ver­bieten. International tätigen Unternehmen muss zur Verbesserung der Transparenz ei­ne länderbezogene Berichterstattung über Gewinne, Verluste und gezahlte Steuern vorgeschrieben werden. Gewinne sind dort zu versteuern, wo sie entstehen.

Die Kommission muss auch Vorschläge vorlegen, wie stärker gegen den EU-weiten Umsatzsteuerbetrug angegangen werden kann. Helfershelfer von Steuerbetrug, et­wa in Banken, müssen härter bestraft wer­den, Banken muss bei organisierter Beihil­fe die Lizenz entzogen werden können.

Wir brauchen EU-weit verbindliche Standards für den Steuervollzug, vor allem für Betriebs- und grenzüberschreitende Prüfungen – hier hat auch Deutschland Nachholbedarf. Dazu gehören eine ge­meinsame Körperschaftsteuer-Bemes­sungsgrundlage und Mindeststeuersätze bei den Unternehmenssteuern.

Die Kommission muss diese Herausforderung annehmen und Vorschläge ausar­beiten, weil sie allen helfen. Und falls ein Staat die Solidarität bei den Einnahmen ablehnt, hat er auch keinen Anspruch da­rauf, dass seine Investitionen aus Gemein­schaftsmitteln finanziert oder gefördert werden. Der Ehrliche darf nicht länger der Dumme bleiben. Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten – erst recht nicht ein verzögerndes Warten auf Ein­stimmigkeit. Nimmt die Kommission diese Herausforderung nicht an, sind die Mit­gliedstaaten gefragt, im Rahmen der ver­stärkten Zusammenarbeit voranzuschrei­ten. Deutschland muss dann – wie bei der Finanztransaktionssteuer – eine Vorreiter­rolle einnehmen und seine starke Position in Europa nutzen.

(c) Frankfurter Rundschau

Zur Beteiligung der SPD in einer rot-rot-grünen Regierung habe ich für die heutige Thüringer Allgemeine folgenden Beitrag verfasst:

„Wer hat uns verraten? Geschichtsvergessene Sozialdemokraten!“ So war es zu lesen auf einem Transparent der Demonstration gegen ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis in Thüringen am 9. November auf dem Erfurter Domplatz. Der Spruch hat allerdings auch eine eigene Geschichte, an die man in diesen Tagen offensichtlich wieder erinnern muss.

Ursprünglich diente er gleichermaßen sowjetorientierten Kommunisten und Nationalsozialisten zur Diffamierung der SPD in den politischen Auseinandersetzungen der Weimarer Republik. Die groben Anfeindungen von links und rechts waren der Preis, den die SPD zahlen musste für ihr vorbehaltloses Eintreten für die junge deutsche Demokratie, für freie Parlamente, für Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Wir alle wissen, wohin die fanatisierten ideologischen Grabenkämpfe am Ende geführt haben!

Der Slogan wurde auch in den Jahren der deutschen Teilung in Ost und West je nach propagandistischem Bedarf instrumentalisiert. Im Rückblick auf den gescheiterten kommunistischen Umsturzversuch in den Jahren 1918/1919 war die Etikettierung der SPD als „Arbeiterverräter“ durchgängiges Motiv im Geschichtsunterricht der DDR. Aber auch in Westdeutschland bemühten konservative Kreise die rhetorische Figur sattsam etwa gegen die Ostpolitik des „Vaterlandsverräters“ Willy Brandt. Heute wissen wir, dass diese Politik entscheidenden Anteil an der deutschen Wiedervereinigung hatte.

Wie oft musste ich selbst mich in den vergangenen Jahren von Vertretern der Partei „Die Linke“ als „Verräter“ bezeichnen lassen, sei es wegen außen- oder sozialpolitischer Entscheidungen im Bundestag. Ich will mich darüber nicht beklagen, Zuspitzungen und Provokationen gehören in der politischen Auseinandersetzung dazu. Aber zur differenzierten und sachorientierten Diskussion tragen sie naturgemäß nichts bei.

Nun verraten wir also angeblich die friedliche Revolution von 1989. Dabei ging es doch der Bürgerbewegung vor 25 Jahren zu allererst um Demokratie und freie Wahlen. Eine rot-rot-grüne Koalition ist aber bei der Landtagswahl ebenso mit der denkbar knappen parlamentarischen Mehrheit von einer Stimme legitimiert worden wie ein Bündnis von CDU und SPD. Wer nun gegen die eine oder die andere Koalition demonstriert, der demonstriert damit zwangsläufig auch gegen das Ergebnis freier Wahlen. Das kann man tun. Aber ob man sich dabei ausgerechnet auf den Herbst 1989 berufen sollte?

Die SPD hat nach der Bundestagswahl auf ihrem Leipziger Parteitag beschlossen, künftig vor Wahlen keine Koalitionen mehr auszuschließen außer mit Rechtsextremisten. Dementsprechend hat auch die Thüringer SPD die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen von den Sondierungsgesprächen nach der Wahl und den darin zum Ausdruck kommenden inhaltlichen Gemeinsamkeiten abhängig gemacht. Genau so hat sie es auch umgesetzt. Wo ist da Verrat?

Mir ist durchaus bewusst, dass die Partei „Die Linke“ in besonderer historischer Verantwortung steht. Deshalb werden wir im Falle einer gemeinsamen Koalition sehr genau darauf achten, wie sie mit dieser Verantwortung umgeht. Eine verlässliche Finanzierung der Gedenk- und Erinnerungsstätten sowie der weiteren Aufarbeitung der DDR-Diktatur ist deshalb für uns unabdingbar.

Wahr ist aber auch, dass die Linkspartei zur politischen Normalität in Ostdeutschland gehört. Es ist nicht gerade Ausdruck demokratischer Souveränität, diese Partei dauerhaft in die moralische Schmuddelecke zu stellen und von jeder Regierungsverantwortung auszuschließen. Das wäre nicht nur feige und undemokratisch, sondern auch ein Affront gegenüber 265.428 Thüringer Wählern, die die Partei bei der Landtagswahl gewählt haben.

Wahlen können zu Regierungswechseln führen, auch wenn das für die Thüringer CDU eine gänzlich neue Erfahrung ist. Ihr Agieren in der zurückliegenden Koalition war nun auch nicht immer geeignet, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, um es zurückhaltend zu formulieren. Erinnert sei nur an den obskuren Ausspruch des Fraktionsvorsitzenden, in der Thüringer Bildungspolitik gehe es zu wie zu Margot Honeckers Zeiten. So etwas ist natürlich nicht gerade eine herzliche Aufforderung zur weiteren Zusammenarbeit. Auch angesichts der inneren Zerstrittenheit in der Union erscheint die Behauptung, eine schwarz-rote Koalition sei stabiler, eher als Euphemismus.

Entscheidend für die Thüringer SPD ist allein, ob es der neuen Regierung gelingt, in den nächsten fünf Jahren die nötigen Investitionen in Bildung und die soziale wie ökologische Infrastruktur mit nachhaltiger Haushaltspolitik und einer Verwaltungsmodernisierung zu verbinden. Daran wollen wir uns gerne messen lassen. Denn wir wissen, dass Macht in einer Demokratie immer nur auf Zeit verliehen wird. Das ist eine historische Errungenschaft, für die nicht wenige Mitglieder der SPD im 20. Jahrhundert unter Einsatz von Freiheit und Leben gestritten haben.

(c) Thüringer Allgemeine

Zu den Ergebnissen der Hauptversammlung der Deutschen Bank habe ich für das heutige Handelsblatt folgenden Beitrag verfasst:

Die Hauptversammlung der Deutschen Bank hat Signalwirkung. Die Bank will ihr Eigenkapital um acht Milliarden Euro erhöhen, um sich weiter im Investmentbanking zu engagieren. Damit sind höhere Risiken verbunden, die viele andere Banken an den Abgrund brachten. Sie mussten mit Steuergeld gerettet werden, sogar ganze Staaten – Irland, Spanien, Zypern – kamen in Bedrängnis.

Viele Großbanken ziehen sich aus dem Investmentbanking zurück und bauen Risiken ab. Die Deutsche Bank tut das Gegenteil. Die Eigentümer haben entschieden, dass das im Bankeninteresse liegt. Im öffentlichen Interesse liegt es dagegen nicht: Wir müssen das öffentliche Gut der Finanzstabilität schützen. Trotz Basel III und Bankenunion in der EU zeigt sich: Die Investmentbanker der Großbanken sind nicht zu stoppen.

Daher brauchen wir zusätzliche Maßnahmen. Kreditinstitute, die Investmentbanking betreiben, müssen mehr Eigenkapital vorhalten. Großbritannien und die Schweiz verlangen etwa 19 Prozent. Nach Basel III ist das möglich. Der zusätzliche Kapitalerhaltungspuffer von 2,5 Prozent kann durch die BaFin um einen Puffer für systemische Risiken von bis zu fünf Prozent und um einen Puffer für systemrelevante Institute von bis zu 3,5 Prozent erhöht werden. Die Bankenaufsicht muss mutiger werden, um die Finanzstabilität zu sichern.

Langfristig muss das Investmentbanking vom Kundengeschäft getrennt werden. Die USA sind mit dem Dodd-Frank-Act vorangegangen. Für Europa hat die Liikanen-Kommission sinnvolle Vorschläge für ein Trennbankensystem gemacht. Die SPD hat im Koalitionsvertrag durchgesetzt, die Liikanen-Vorschläge als Blaupause zu nutzen. Ein weiteres Signal betrifft den „Kulturwandel“ der Deutschen Bank, der sich nun als PR-Gag entpuppt hat: Die Hauptversammlung hat die Grenze für die variable Vergütungskomponente für Vorstände und Mitarbeiter heraufgesetzt. Berichten zufolge hat die Bank 2012 eine Rendite von 0,5 Prozent, im Jahr 2013 von 1,2 Prozent vor Steuern erzielt. Dabei fuhr das Investmentbanking Verluste in dreistelliger Millionenhöhe ein.

Die Konsequenzen? Im Jahr 2012 wurden 2,19 Milliarden Euro Boni ausgeschüttet, aber nur 237 Millionen Euro an die Eigentümer, 2013 waren es 2,13 Milliarden Euro Boni, 666 Millionen für die Eigentümer. 84 Prozent der Boni gingen an Investmentbanker. Ich frage: Wem gehört eigentlich die Deutsche Bank? Für wen wirtschaftet sie? Für die Deutsche Bank müsste die These des Ökonomen Thomas Piketty umgeschrieben werden: Die Investmentbanker werden reicher, die Ungleichheit steigt.

Deshalb müssen wir politisch handeln. Seit 2014 dürfen in Europa Boni nicht höher als die Festvergütung sein (1:1), maximal aber 1:3 nach Beschluss der Hauptversammlung. Doch das wird heute schon umgangen und reicht nicht, um den Selbstbedienungsladen zu beenden.

Wir werden diesem Spuk also nur ein Ende setzen, wenn Boni nicht länger steuerlich als Betriebsausgabe absetzbar sind. Ein Bonus ist ein Geschenk – und muss damit aus dem Gewinn nach Steuern bezahlt werden. Dort, wo Vernunft hartnäckig ignoriert wird, ist der Gesetzgeber gefragt. Es wird Zeit, dafür einen neuen Anlauf zu nehmen.

(c) Handelsblatt

Für den heutigen „DER HAUPTSTADTBRIEF“ habe ich folgenden Beitrag verfasst:

Was bringt Deutschland und seinen Unterneh­men die Europäische Union? Politische Stabili­tät. Zusätzliches Wachstumspotenzial. Offene Märkte. Das ist ein Riesengewinn, den wir für Deutschland haben. Man kann es nicht oft genug sagen – denn wir vergessen es sonst allzu leicht. Nichtsdestotrotz: Was die Finanzpolitik betrifft und den Euro und die Unabhängigkeit der Nationalstaaten in ihrer Fiskalpolitik und die Trennung der Geld- und Fiskalpolitik – da, denke ich, sind noch etliche Hausaufgaben zu machen. Und da wird es nicht genügen, nur den Stabilitätspakt einzuhalten, und alles wird gut.

Die Politik der Europäi­schen Zentralbank (EZB), in Deutschland immer sehr kritisch gesehen, war gut. Sie war sehr effizient – ökonomisch gesehen. Sie hat funkti­oniert. Aber deckt sich das auch mit der politischen Einschätzung? Nicht ganz. Denn die EZB muss ihre Unabhän­gigkeit wiedergewinnen. Sie ist nicht frei in ihren geldpolitischen Entscheidungen. Sie mischt sich in die Politik ein, und das ist nicht ihre Aufgabe. Sie hat nicht politische Vorgaben zu liefern, und auch nicht im Rahmen der Troika wirtschaftspolitische Empfehlungen zu geben.

Wie kann die Rückkehr zur geldpolitischen Unab­hängigkeit verwirklicht werden? Ich denke nicht, dass wir noch mehr Vorgaben zu Papier bringen müssen, die im Zweifel politisch ausgelegt und entschieden werden. Die wichtige Frage wird sein, ob wir den notwendigen Schritt hin zu einer deut­lich stärkeren Fiskalunion gehen werden. Der Fis­kalvertrag wurde geschlossen, um – wie wir es in Deutschland mit der Schuldenbremse haben – in Europa Nationalstaaten stärker zu binden, als das über den Maastricht-Vertrag geregelt war.

Das heißt Steuerpolitik und Haushaltspolitik nicht mehr alleine im Deutschen Bundestag oder in der Assemblée Nationale zu entscheiden, sondern stärker koordiniert und auch sanktioniert durch eine europäische Institu­tion. Wie das im Einzelnen vonstattengehen kann in einer EU der 28 – das ist eine offene Frage, die wir in den nächsten zwei Jahren, der Zeit, die uns die Zentralbank jetzt gekauft hat, klären und umsetzen müssen.

Da sind große Schritte zu machen hin zu einer Fiskalunion. Einige sind wir bereits gegangen. Wir haben nationale Souveränität abgege­ben. Die großen Banken in Deutschland wer­den von der EZB zukünftig beaufsichtigt. Ich halte das für richtig in einem Binnenmarkt, der über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg gerade im Bankenbereich zu Verflechtungen geführt hat, die es unmöglich machen, eine große Bank wie beispielsweise die Deut­sche Bank noch national zu kontrollieren, geschweige denn im Extremfall abzuwickeln.

Das Hin zu einer Fiskalunion bedeutet aber auch, die Steuerpolitik stärker zu koordinieren und zu vergemeinschaften – Beispiel Bankenab­gabe, die wir schon haben. Das Volumen hier in Deutschland reicht nicht aus. Sie wird wahrscheinlich um das Dreifache stei­gen, um den Fonds bis Ende 2023 mit 55 Milli­arden Euro zu füllen. Die spannende Frage ist: Ist diese Abgabe dann abzugsfähig von der Steuerschuld? In Deutschland ist das nicht der Fall. Dazu gibt es allerdings keine Regelung im Vertrag. Ich halte das für einen großen Fehler, denn ich kann mir schon kleinere Länder mit großem Ban­kensektor vorstellen, die die Bankenabgabe nicht steuerlich abzugsfähig machen werden. Dann wird der Druck auch in Deutschland steigen, sie nicht abzugsfä­hig zu machen. Das aber würde bedeuten, dass das Wort der Bun­deskanzlerin „Wir werden nie wieder für die Verluste von Banken zahlen“ ad absurdum geführt würde – denn dann läge etwa ein Drit­tel der Kosten beim deutschen Steuerzahler.

Das heißt: Wir haben jetzt noch die Chance zur Korrektur. Wir dürfen in Europa die Steuerpolitik nicht für Wettbewerbszwecke missbrauchen las­sen – mit Verlusten für die Allgemeinheit und im Endeffekt mit der Gefahr, dass uns die Ausgaben über den Kopf wachsen, die Steuerbelastung in Deutschland steigt. Deshalb sind auch Initiativen wie das vom Bundesfinanzminister schon in der vergangenen Legislaturperiode angestoßene „Base Erosion and Profit Shifting“ (BEPS) so wichtig, mit dem Ziel der Schlie­ßung von Steuerschlupf­löchern legaler Art.

Es ist zur Zeit überall von der Währungsunion die Rede, aber kaum jemand spricht über die wirtschaftspolitische Koordinierung. Gerade sie scheint mir aber viel stärker in den Mittelpunkt zu gehören. Vorrangig ist doch, ob strukturelle Reformen tatsächlich stattfinden in den Län­dern, so wie wir es in Deutschland Mitte der 2oooer-Jahre – und ich sage als Sozialdemo­krat: zu Recht – gemacht haben. Wir hätten sonst dieses Wachstum nicht. Wir wären heute sonst auch nicht der Stabili­tätsanker in Europa. Die Ernsthaftigkeit, sich in der öffentlichen Debatte damit auseinanderzuset­zen, was von den Ankün­digungen von Reformen in den Ländern wie Frankreich oder Italien tatsäch­lich umgesetzt wird, lässt zu wünschen übrig.

Es wird zu sehr auf die fiskalischen Zahlen gese­hen und zu wenig auf die strukturellen Reformen geachtet. Auch das bedeutet eben einen Verzicht auf nationale Kompetenz. Und es wird sicherlich interessant werden, das mit den Franzosen und Italienern zu diskutieren – egal, ob sie Sozialisten oder Konservative sind.

© DER HAUPTSTADTBRIEF 122

Für die heutige Financial Times habe ich folgenden Gastbeitrag verfasst:

When Europe’s leaders agreed on a banking union a year ago, many called this the turning point in the financial crisis. But we are as far from the end of the crisis as we are from creating a true banking union. At best, transferring the supervisory authority for eurozone banks to the European Central Bank is just a first step – the first of many.

This decision was taken hastily: its purpose was to give ailing banks access to the European Stability Mechanism, a fund backed by the European taxpayer to help ailing eurozone states, not their banks. But in June 2012, at a European summit, Angela Merkel, chancellor of Germany, made a pledge that the ESM should be opened up for direct bank recapitalisation.

This decision was not only controversial: she made this announcement only one day after the Bundestag, the German parliament, had amended national law to rule out this option. Furthermore, it was a policy error: the ESM was created as an emergency assistance programme for endangered countries. It was never meant to be a bank rescue fund; its capital structure is not made for it, either. Consultations concerning the matter are expected to be finalised at the Eurogroup meeting this week. They should use this opportunity to change direction.

Recapitalisation of banks usually means becoming one of their shareholders – and being prepared to take the risk of losses if the equity loses its value. That is not a task for which the ESM is designed: if it were to suffer a loss on an investment, it would have to be compensated with fresh capital from the member states.

This has consequences for the rating and the lending capacity of the ESM. According to rating agencies, for every euro invested in shares of a bank, the facility’s lending capacity is reduced by three euros. This reduces our capacity to deal with sovereign problems. And worst of all, the prospect of this new source of money for banks allows them to defer painful adjustments in their balance sheets.

At the end of 2012, non-performing loans made up more than 24 per cent of loans in Greece; in Spain the ratio increased to more than 11 per cent; in Portugal the figure stood at 10 per cent – double that of the previous year. In Ireland, more than 15 per cent of all property loans for owner-occupied real estate are behind in payment.

The prospect of an ESM bailout takes the pressure off the banks to deal with these losses. Opening the fund for the direct recapitalisation of banks will not break the vicious circle of government debt and bank risks. Quite the contrary: it would become even worse. A supervisory institution without the authority to wind up failing banks is, in effect, a guarantee of survival for big banks. The ESM would strengthen their capacity to blackmail the public.

This is why we urgently need an independent institution to wind up insolvent banks. It must have the right to close down banks and must be up and running at the same time as the supervisory authority.

In order to make it possible to shut down banks without wider spillover effects, we also need a resolution fund, financed by the financial sector. Some of the revenue of a financial transaction tax could be used – and the willingness of a country to introduce this tax could be a precondition for joining the supervisory mechanism. It would be a way to make sure that countries with a large financial sector implement the FTT – particularly current holdouts such as Luxembourg, Britain or Ireland.

After all, what is the alternative? A patchwork of national resolution regimes,as suggested recently by Ms Merkel and President François Hollande of France is no viable solution as many banks operate across borders. A real banking union would be a tremendous step towards more European integration. Nobody should fear the necessary treaty changes. The ESM was set up through a small treaty change on short notice, too.

Member states should remain responsible for banks’ legacy assets, since they occurred under national supervision. Financial aid should remain confined to countries only, and it must remain linked to macroeconomic adjustment programmes. But if we want to continue towards a fiscal union, we need to find a solution to the problem of our outsized public debt. Instead of making it a more serious problem with new tax money via the ESM, we should make sure that European banks can fail.

The writer is spokesman on finance in the Bundestag for Germany’s Social Democratic party.

(c) Financial Times

Für die heutige DIE ZEIT habe ich folgenden Gastbeitrag verfasst:

Die Zypernhilfe war ein entscheidendes Novum in der europäischen Krisenpolitik: Erstmals wurden die Gläubiger einer Bank bei deren Abwicklung einbezogen – statt wie bisher wegen gefürchteter Marktreaktionen überwiegend die Steuerzahler zu belasten. Damit hat der neue sozialdemokratische Vorsitzende der Eurogruppe Dijsselbloem Maßstäbe für die Zukunft gesetzt. Denn das Grundproblem der Refinanzierungskrise ist der Infektionskanal zwischen maroden Banken und Staatsfinanzen. Er muss trocken gelegt werden.

Wer Risiken für einen höheren Profit eingeht, der muss auch für Verluste gerade stehen. Banken müssen scheitern können. Sie dürfen nicht wegen ihrer Größe ganze Staaten als Geisel nehmen. Dieses Ziel erfordert zwei Maßnahmen: eine einheitliche, starke europäische Bankenaufsicht und eine unabhängige Abwicklungsinstitution mit dem Recht, insolvente Banken zu schließen – samt eines vom Finanzsektor bezahlten Fonds. Künftig müssen Banken für Banken haften, nicht die Steuerzahler.

Doch  Bundeskanzlerin Merkel hat eine andere Richtung eingeschlagen. Sie ließ den Einstieg in eine Bankenunion zu, aber sorgte zugleich für den direkten Zugang von Banken zu den Rettungsgeldern im ESM, die eigentlich in Not geratenen Staaten vorbehalten sind. Die einzige Bedingung war, dass der EZB die Rolle als gemeinsame Bankenaufsicht übertragen wird.

Damit hat Merkel den ESM von einem Rettungsfonds für Staaten in einen Rettungsfonds für Banken umgewandelt, obwohl der Bundestag genau das bei der Ratifizierung des ESM-Vertrages gesetzlich ausgeschlossen hat. Trotzdem sollen die Verhandlungen darüber in Brüssel  bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die anderen Länder pochen auf das Wort der Kanzlerin. Doch die scheut die dafür notwendige Gesetzesänderung in Deutschland vor der Wahl. Die SPD hat diesen Weg von Anfang an abgelehnt, weil damit der Teufelskreis zwischen Banken und Staaten verstärkt wird.

Gerade erst haben die EU-Finanzminister eine mit heißer Nadel gestrickte Verordnung abgesegnet, mit der die Aufsicht der EZB übertragen werden soll.

Der Bundestag muss dieser Verordnung bis Mitte Juni noch zustimmen, weil damit nationale Hoheitsrechte in einem ungekannten Ausmaß auf die EZB übertragen werden. Geschieht das, avanciert die EZB zur mächtigsten EU-Institution – ohne demokratisch legitimiert und kontrolliert zu sein. Weil die Bundeskanzlerin nicht über eine eigene belastbare Mehrheit im Bundestag verfügt, ist der EZB bereits jetzt die Rolle des Retters der letzten Instanz zugewachsen. In ihrer neuen Rolle wäre sie aber mit internen Interessenkonflikten konfrontiert, die ihr eine objektive Beurteilung der Lage der Banken deutlich erschwerten. Schließlich setzt die EZB mit ihrer Zinspolitik nicht nur den Rahmen für die Märkte, sondern steuert mit der enormen Vergabe von Liquidität den Geldfluss an die Banken. Wie aber soll die EZB eine Bank objektiv regulieren, wenn sie gleichzeitig deren Geschäftspartner und Gläubiger ist? Eine Fehlentscheidung bei der Aufsicht würde die EZB als Institution erheblich beschädigen. Auch hier müssen Lehren aus Zypern gezogen werden: Die dortige Zentralbank war als Aufsichtsbehörde dafür mit verantwortlich, dass der Finanzsektor eine absurde Größe erreichen konnte und die Banken enorme Risiken eingingen. Zugleich versorgte die Zentralbank die Banken trotz absehbarer Schwierigkeiten weiter mit Geld. Das darf sich nicht wiederholen.

Wir sollten die Bankenaufsicht der EZB deshalb nur befristet übertragen. Ziel muss eine neue, unabhängige Institution sein, ergänzt um eine von ihr unabhängige europäische Abwicklungsbehörde, die das Recht hat, Banken zu schließen und vom Markt zu nehmen. Doch die Errichtung eines europäischen Abwicklungsregimes wird derzeit blockiert, auch von Deutschland.

Gerade die Länder mit großen Finanzsektoren haben ein Interesse an der neuen Aufsicht, weil sie ihre Risiken dann auf die europäischen Steuerzahler verlagern können. Eine Aufsicht ohne das Damoklesschwert der Abwicklung ist eine Überlebensgarantie für Großbanken und stärkt deren Erpressungspotential – eine kostenlose Vollkaskoversicherung mit Doppelairbag. Daher muss die Zustimmung zur Aufsicht verbunden werden mit der gleichzeitigen Einführung eines Bankenabwicklungsrechts und einem Abwicklungsfonds, der durch den Finanzsektor finanziert wird. Dafür kann anfangs auch ein Teil des Aufkommens aus der Finanztransaktionssteuer genutzt werden. Die Bereitschaft eines Landes, diese Steuer einzuführen, muss die Voraussetzung sein, dem Aufsichtsmechanismus beitreten zu dürfen. So wäre auch sichergestellt, dass Staaten mit einem großen Finanzsektor mehr in den Fonds einzahlen als andere. Aber gerade diese Länder, u. a. Luxemburg, Malta, Großbritannien, Irland, blockieren eine solche Beteiligung der Finanzindustrie.

Ein Flickenteppich aus nationalen Abwicklungsregimen – wie von Finanzminister Schäuble vorgeschlagen – ist dagegen keine taugliche Lösung. Viele Banken agieren grenzüberschreitend und müssen auch so behandelt werden. Dazu gehört auch die notwendige Transparenz ihrer Bilanzen. Aber weil die Bundeskanzlerin die Tür für die Rekapitalisierung der Banken aus dem ESM geöffnet hat, warten die anderen Länder auf diese Möglichkeit, anstatt die Bankbilanzen zu bereinigen und Banken vom Markt zu nehmen.

Die Bankenunion ist ein gewaltiger Integrationsschritt in Europa und ein Meilenstein auf dem Weg in eine Fiskalunion. Sie muss gut vorbereitet sein. Sonst kann es für den Steuerzahler richtig teuer werden.

(c) Die Zeit

Für den heutigen „DER HAUPTSTADTBRIEF“ habe ich folgenden Beitrag verfasst:

„Zypern retten.“ Heißt das, russische Anleger von deutschen Steuerzahlern retten zu lassen? Die SPD will die deutschen Steuerzahler genau vor so einer Entwicklung schützen. Damit eben nicht die deutschen – und im übrigen alle europäischen Steuerzahler – bei einer Zypern-Rettung die Lasten zu tragen haben, knüpft die SPD eine Zustimmung zu Finanzhilfen an Zypern an feste Forderungen: Ohne eine Beteiligung von Nutznießern des zypriotischen Geschäftsmodells darf es keine europäischen Hilfen für das Land geben.

Darüber hinaus muss sich das Geschäftsmodell Zyperns grundlegend ändern: Steuerdumping, die laxe Handhabung von Schwarzgeldtransfers und die Konzentration der Wirtschaftskraft auf einen überdimensionierten und nicht ausreichend beaufsichtigten Bankensektor müssen beendet werden. Erst dann darf es eine Finanzhilfe an Zypern aus dem ESM geben.

Richtig ist: Zypern hat einen Anspruch auf Hilfe – wie alle anderen Euro-Länder auch. Aber Hilfe ist keine Einbahnstraße: Zuvor muss Zypern Reformen im eigenen Land zustimmen. Die Finanzprobleme des Landes sind die Folge eines aufgeblähten Finanzsektors. Mit Bilanzaktiva von aktuell 125 Milliarden Euro ist der Finanzsektor um ein siebenfaches größer als die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes. Seit Ende 2005 hat sich die Bilanzsumme des Finanzsektors verdoppelt. Zypern ist zu einer Durchlaufstation für Finanzgeschäfte geworden. Die Verbindlichkeiten der ins internationale Geschäft verwickelten zypriotischen Banken bestehen zu einem großen Teil aus Einlagen von außerhalb der Eurozone. Sie wurden von dem besonderen „Geschäftsmodell“ Zyperns angezogen: von niedrigen Steuersätzen, einer laxen Handhabung von Identitätskontrollen bei Kontoeröffnungen sowie den Besonderheiten beim Staatsangehörigkeitsrecht.

Am 25. Juni 2012 hat Zypern einen Antrag auf Finanzhilfe aus dem Rettungsfonds ESM gestellt. Finanzminister Schäuble und Kanzlerin Merkel haben sich nicht wirklich um dieses Problem gekümmert. Von Anfang an hat die SPD im Haushaltsausschuss mehrfach den Verhandlungsstand und die Positionen der Bundesregierung zur möglichen Finanzhilfe an Zypern nachgefragt. Und die SPD hat eigene Anforderungen an eine Zypern-Hilfe formuliert, so unter anderem nach einer effektiven Gläubigerbeteiligung. Damit diejenigen an den Kosten beteiligt werden, die zuvor in Zypern mit ihren Einlagen Geld verdient haben.

Die Analyse des Finanzdienstleisters PIMCO (Pacific Investment Management Company, eine US-Tochter der globalen Versicherungsgesellschaft Allianz – Anm. d. Red.) zum Bankensektor ist inzwischen abgeschlossen und wurde offenbar auch von der Eurogruppe diskutiert. Eine Veröffentlichung soll erst nach Unterzeichnung des „Memorandum of Understanding“ als Vereinbarung zwischen Zypern und den Euro-Mitgliedsländern erfolgen. Es ist ein Skandal, dass der Bundestag dazu bisher keine Informationen erhalten hat. Die mangelnde Informationspolitik der Bundesregierung ist nicht akzeptabel, da der Bankensektor den größten Teil des Finanzbedarfs Zyperns verursacht.

Nach dem die Bundesregierung bisher jegliche Maßnahmen gegen einen unkontrollierten Kapitalabfluss abgelehnt hat, werden nun in Folge der Entscheidung der Eurogruppe zusätzliche Bankschließtage notwendig, um eine Panik in Zypern zu verhindern. Der Beschluss der Eurogruppe, neben der notwendigen Einbeziehung hoher Geldanlagen auch die von der Einlagensicherung garantierten Kontobestände zur Rekapitalisierung der zypriotischen Banken heranzuziehen, kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden und droht eine neue Welle der Krise zu entfachen. Mit leichtfertigen Dilettan-tismus wurde die Finanzstabilität der Eurozone insgesamt aufs Spiel gesetzt. Für diese Verunsicherung trägt auch der deutsche Finanzminister eine wesentliche Verantwortung.

Die SPD lehnt das vorliegende „Memorandum of Understanding“ als Verhandlungsgrundlage ab. Eine Zustimmung zu Finanzhilfen an Zypern knüpft die SPD an konkrete Forderungen, die das Land erfüllen muss:

Erstens: Der Finanzsektor des Landes muss deutlich verkleinert werden und auf ein für die volkswirtschaftliche Größe des Landes angemessenes Maß schrumpfen. Der Bankensektor muss nach einem Stresstest unter Aufsicht der Europäischen Kommission konsolidiert werden. Nicht überlebensfähige Institute sind abzuwickeln. Um die Kosten für die Rekapitalisierung der zypriotischen Banken zu minimieren, ist eine weitgehende Verlustbeteiligung der Eigentümer und Gläubiger der Banken vorzusehen. Eine direkte Rekapitalisierung der Banken durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus, ESM, jetzt oder in Zukunft ist ausgeschlossen.

Zweitens: Vor Unterzeichnung des Anpassungsprogramms für Zypern muss zur Sicherung und Einhaltung der Anti-Geldwäschestandards der „Financial Action Task Force“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, eine Mission aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und OECD einen Bericht vorlegen. Zur Begleitung des Programms wird eine dauerhafte Mission der EU-Kommission vor Ort die Einhaltung dieser Regeln kontrollieren und monatlich an die Eurogruppe berichten. Die zypriotische Regierung verpflichtet sich, den Vertretern der Kommission ein umfassendes Einsichts- und Auskunftsrecht gegenüber allen Stellen zu gewähren.

Drittens: Um die Einnahmen des Staatshaushaltes zu verbessern und Steuerdumping zu vermeiden, muss Zypern die Ertrags- und Unternehmenssteuersätze auf die Durchschnittssätze der Euro-Mitgliedsstaaten anheben, private Kapitalerträge mit Hilfe einer Quellensteuer lückenlos besteuern und die Bemessungsgrundlagen verbreitern sowie die umfassende Erteilung von Auskünften an die anderen Mitgliedsstaaten sicherstellen. Darüber hinaus ist eine Anhebung des Spitzensteuersatzes bei der Einkommenssteuer zu prüfen. Zu den notwendigen Reformen gehört auch eine stärkere Unterstützung der zypriotischen Regierung durch die Europäische Kommission und die Mitgliedsstaaten bei der Verbesserung der Steuerverwaltung.

Viertens: Zur Unterstützung der Initiative zur verstärkten Zusammenarbeit führt Zypern gemeinsam mit den anderen Mitgliedsstaaten die Finanztransaktionssteuer ein und leistet so einen Beitrag zu einer verursachergerechten Lastenteilung bei den Kosten der Finanzkrise für die öffentlichen Haushalte.

Wenn die Rettung Zyperns auf der Grundlage dieses Anforderungskatalogs erfolgt, werden die Verursacher der Krise angemessen an den Kosten beteiligt und zukünftigen Fehlentwicklungen wird entgegengewirkt.

© DER HAUPTSTADTBRIEF 114

Für die heutige Thüringer Allgemeine habe ich folgenden Beitrag verfasst:

Der „Aufbau Ost“ ist nicht abgeschlossen. Noch immer liegt der Osten bei den meisten Wirtschaftsindikatoren deutlich hinter dem Westen zurück. Wahr ist aber auch: Was die öffentlichen Haushalte betrifft, stehen die ostdeutschen Bundesländer besser da als die vergleichbaren finanzschwachen westdeutschen Flächenländern. Die Einnahmen der ostdeutschen Länder liegen – pro Kopf gerechnet – ungefähr ein Fünftel höher. Der Grund sind die Solidarpakt- Gelder und die Fördermittel aus den Strukturfonds der EU. Allerdings nehmen beide Finanzströme immer weiter ab. Wohl noch in diesem Jahrzehnt werden die Einnahmen der Ostländer unter das Niveau der westdeutschen Flächenländer fallen.

Der Solidarpakt II, also die Sonderhilfen des Bundes an die ostdeutschen Länder, endet im Jahr 2019. Klar ist: Politisch wäre ein Solidarpakt III als exklusive Ostförderung niemals durchsetzbar. Die ostdeutschen Bundesländer müssen sich auf die Zeit danach vorbereiten. Die große finanzpolitische Herausforderung der kommenden Jahre besteht darin, die Haushalte von Ländern und Kommunen den sinkenden Einnahmen anzupassen. Berechnungen des Sachverständigenrates zufolge muss Thüringen seine laufenden Ausgaben zwischen 2011 und 2020 um 18,6 Prozent reduzieren, damit ein ausgeglichener Haushalt erreicht wird. Daneben warnt der Sachverständigenrat vor längerfristigen Haushaltsrisiken: Unter anderem werden die Versorgungsausgaben der neuen Länder in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen.

Mit welcher Strategie können die ostdeutschen Bundesländer den enormen Anpassungsprozess, der vor ihnen liegt, bewältigen? Seriöse Haushaltskonsolidierung ist nur über einen Dreiklang zu erreichen aus Einsparungen, zielgerichteten Investitionen und zusätzlichen Mitteln. Ein Prozess, an dem alle staatlichen Ebenen gleichermaßen beteiligt sein müssen.

Kein Weg führt daran vorbei, alle verfügbaren Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen. Beispielsweise werden die Ostländer ihre Landesverwaltungen noch schlanker und effizienter machen müssen. Zudem bieten mögliche Gebietsreformen Einsparpotenzial, ebenso wie engere Kooperationen zwischen den ostdeutschen Ländern. Beispiel: Warum jedes Bundesland ein eigenes Amt für Verfassungsschutz braucht, ist nicht zu vermitteln.

Jedoch: Die notwendigen Sparmaßnahmen werden nur dann durchsetzbar sein, wenn es gelingt, die Bevölkerung mitzunehmen: Alle Sparanstrengungen müssen mit dem übergeordneten Ziel verknüpft werden, aus Ostdeutschland eine Zukunftsregion zu machen. Zugleich müssen gewisse Gestaltungsspielräume bewahrt bleiben. Sparen nach der „Rasenmäher- Methode“ ist kontraproduktiv. Die Zauberformel lautet, Prioritäten zu setzen.

Auf welchen Feldern sollten wir die knapper werdenden Mittel einsetzen? In der Vergangenheit ist ein großer Teil der Investitionen in Infrastrukturprojekte geflossen. Zu Recht, auf diesem Gebiet war viel aufzuholen. Ohne gute Straßen und Schienen wäre der wirtschaftliche Aufholprozess zum Scheitern verurteilt gewesen. Aber heute ist die Entwicklung der ostdeutschen Infrastruktur vielerorts weitgehend abgeschlossen. Selbstverständlich sind die begonnenen Infrastrukturprojekte wie die ICE- Neubaustrecke von Berlin über Erfurt nach München fertigzustellen. Und natürlich gibt es neue Infrastrukturvorhaben, die sinnvoll sind. Aber wir sollten uns auf neue Schwerpunkte konzentrieren. Wir brauchen die „zweite Welle Aufbau Ost“.

Auf der einen Seite sollten wir Innovationen intensiver fördern, denn noch immer geben unsere Unternehmen zu wenig Geld für Forschung und Entwicklung aus. Gerade in Thüringen sind viele kleine Firmen mit wenigen Mitarbeitern zuhause, die sich eigene Forschung nicht leisten können. Sie müssen sich untereinander stärker vernetzen und enger zusammenarbeiten. Thomas Kralinski, Chefredakteur der Zeitschrift Perspektive21, hat einen radikalen Vorschlag gemacht: Jeder Euro, der für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird, soll durch Steuergelder „veredelt“ werden. „Als verlängerte Werkbank hat der Osten in den kommenden Jahren keine Chance – und billiger geht es irgendwo anders immer.“ Auch wenn sein Modell wohl an der mangelnden Finanzierbarkeit scheitern würde, Kralinski legt den Finger in die Wunde: Dringend gesucht werden Anreizsysteme für mehr Forschung und Innovationen. Endlich müssen sich mehr große Forschungsinstitute in Ostdeutschland niederlassen. Darüber hinaus sollten wir zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen, um den Technologietransfer von Forschungseinrichtungen in die Unternehmen zu gewährleisten.

Auf der anderen Seite müssen die „weichen Faktoren“ stärker in den Fokus rücken: Kulturförderung, soziale Dienstleistungen, Personennahverkehr, Naherholung. Die „weichen“ Faktoren haben den vermeintlichen Nachteil, dass ihre sozio- ökonomische Bedeutung kaum messbar ist. Trotzdem können sie handfeste positive Wirkungen auf die Attraktivität einer Region für Menschen und Unternehmen haben – und damit auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Gerade weil sich in Ostdeutschland ein Fachkräftemangel abzeichnet, sollten wir alles dafür tun, die Lebensqualität weiter zu steigern, um potenzielle Neubürger und interessierte Unternehmen anzulocken.

Zugute kommt uns dabei, dass sich in den vergangenen Jahren ein neues, positives Heimatgefühl entwickelt hat, das gänzlich ohne „Ostalgie“ auskommt. Zum Ausdruck bringt es die Rock- Band „Kraftklub“ aus Chemnitz, die mit ihrem Hit „Ich will nicht nach Berlin“ die Charts stürmte. Oder nehmen wir das Projekt „3te Generation Ost“: Es handelt sich um einen Zusammenschluss jüngerer Ostdeutscher, die ihre besonderen Erfahrungen nutzen wollen, um die gesamtdeutsche Gesellschaft mitzugestalten. Das neue „Ostgefühl“ hat dazu beigetragen, dass unter den Ostdeutschen, die in den Westen gegangen sind, eine hohe Rückkehrbereitschaft existiert, sobald sich dort ähnlich viel Geld verdienen lässt wie im Westen. Einer aktuellen Studie des Leipziger Leibnitz- Instituts für Länderkunde zufolge sind heute etwa die Hälfte derjenigen, die von West- nach Ostdeutschland ziehen, Rückkehrer. Allein 2010 gingen mehr als 40.000 Ostdeutsche in ihre Heimat zurück. Und drei Viertel der ehemaligen Ostdeutschen können sich vorstellen, nach Hause zurückzukehren.

Darauf lässt sich aufbauen. Ein weiterer „weicher Faktor“ sind die ostdeutschen Kulturgüter: Kleine wie große kulturelle Einrichtungen – Museen, Theater, Musikclubs – können eine Strahlkraft entwickeln, die weit über die eigenen Landesgrenzen hinausgeht. Im Idealfall wächst nicht nur die Tourismuswirtschaft, sondern auch die Attraktivität der gesamten Region. Leider liegt im ostdeutschen Kultursektor noch vieles im Argen. Kleinere Projekte der kreativen Szene kämpfen ums Überleben. Zugleich fehlt Geld, um die kulturhistorischen Juwelen Mitteldeutschlands angemessen auszustatten. Zwar sind für die Klassik Stiftung Weimar oder das Schloss Friedenstein in Gotha zusätzliche Bundesmittel geflossen. Dennoch ist noch viel zu tun. Und die ostdeutschen Bundesländer werden die benötigten zusätzlichen Mittel nicht alleine aufbringen können. Der Bund muss sich finanziell stärker engagieren, unter anderem seine Förderquote für die Klassik Stiftung Weimar erhöhen.

Womit wir beim grundsätzlichen Problem wären: Die meisten Länder sind strukturell unterfinanziert – in Ost wie West. Damit straucheln auch die Kommunen. Viele Gemeinden haben ihre kommunale Selbständigkeit verloren. Genau deshalb hat die SPD ein Finanzierungskonzept „Pakt für Bildung und Entschuldung“ beschlossen – solide durchgerechnet und politisch machbar. Damit Bund, Länder und Gemeinden mehr finanzielle Spielräume erhalten.

Mit unserem Finanzierungskonzept halten wir die grundgesetzliche Schuldenbremse strikt ein. Zugleich schaffen wir Spielräume für Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Das ist dringend notwendig, noch immer hängen in Deutschland die Lebenschancen zu sehr von der sozialen Herkunft ab. Um unsere Ziele zu erreichen, stärken wir die Länder und Gemeinden. Sie sollen mehr Mittel für Zukunftsausgaben zur Verfügung haben. Außerdem ist es absurd, dass es dem Bund per Grundgesetz verboten ist, Geld in Schulen und Universitäten zu investieren. Dass muss geändert werden.

Ziel ist es, den Ländern und Gemeinden zu helfen, die Gebühren für Kindertagesstätten sowie die Studiengebühren abzuschaffen, den flächendeckenden Ausbau der Ganztagsschulen mit ausreichend Personal hinzubekommen und die Schulen und Universitäten auszubauen. Ferner sollen die Länder neue finanzielle Spielräume erhalten, indem die Vermögensteuer wieder eingeführt und die Erbschaftssteuer reformiert wird. Begründung: Seit zwei Jahrzehnten sinken die öffentlichen Vermögenswerte ab, während die des privaten Sektors wachsen. Laut aktuellem Armuts- und Reichtumsbericht ist das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen 1992 und 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt, wobei die reichsten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens verfügen.

Darüber hinaus wollen wir einen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde einführen. Der Mindestlohn spült acht Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen in die Kassen – eine Maßnahme, die gerade im „Niedriglohnland“ Thüringen viele Arbeitnehmer deutlich besser stellen würde. 34 Prozent aller Thüringer Arbeitnehmer erhalten einen Stundenlohn unter 8,50 Euro. Viele von ihnen müssen sich ihren Lohn vom Staat aufstocken lassen. Damit handelt es sich um die größte deutsche Subvention.

Aber die schwarz- gelbe Bundesregierung tut das genaue Gegenteil von all dem. Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt die ostdeutschen Länder ausbluten. Der Vorsitzende der thüringischen CDU- Fraktion Mike Mohring will sogar unterschiedliche Einkommenssteuersätze für die Länder einführen. Die Folgen wären schlimm, denn Thüringen zählt zu den ärmeren Bundesländern. Wer hier lebt, müsste proportional mehr Steuern zahlen als ein Bayer. Und das, obwohl in Thüringen sowieso schon geringere Löhne gezahlt werden. Viele Menschen und Unternehmen würden den Freistaat verlassen. Warum Mohring den reichen Westländern in die Hände spielt, bleibt sein Geheimnis. Vergessen wir nicht, dass die rund 4 Millionen Ostdeutschen, die seit der Wende in den Westen gingen, zur dortigen Wirtschaftskraft erheblich beigetragen haben.

Fazit: Ostdeutschland hat in den vergangenen zwanzig Jahren viel erreicht. Auf dieser Substanz lässt sich aufbauen. Es wird darauf ankommen, kluge Einsparungen vorzunehmen, parallel zielgerichtet in Forschung und Innovationen sowie in die „weichen Faktoren“ zu investieren – und den Ländern und Gemeinden mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Äußerst kontraproduktiv sind alle Versuche, die Misere strukturschwacher Regionen als eine Auseinandersetzung Ost gegen West zu inszenieren, wie Oberbürgermeister aus dem Ruhrgebiet das in einer konzertierten Aktion im Mai 2012 versucht haben. Sondern alle ausgebluteten Länder, Städte und Gemeinden brauchen eine vernünftige Einnahmebasis. Deshalb sollten sich die Schwachen zusammentun und gemeinsam an den Stärkeren wenden: die schwarz- gelbe Bundesregierung. Die weniger finanzkräftigen Länder müssen enger zusammenarbeiten, übrigens auch bei den anstehenden Verhandlungen um den Länderfinanzausgleich. Sie müssen deutlich machen, dass Deutschland kein Land des Wettbewerbsföderalismus ist. Deutschland ist ein solidarischer Bundesstaat.

(c) Thüringer Allgemeine

Zur Diskussion um eine europäische Bankenaufsicht habe ich für das heutige Handelsblatt folgenden Beitrag verfasst:

Nach dem Brüsseler Gipfel im Juni verkündete der spanische Ministerpräsident Rajoy, in Not geratene Banken würden bald direkt von Europas Steuerzahlern finanziert. Die Bundeskanzlerin war düpiert. Noch am Vortag hatte ihre Koalition eine direkte Rekapitalisierung durch den ESM ausgeschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll ein neuer Gipfel nun eine europaweite Bankenaufsicht hervorbringen. Merkel will, dass die EZB dauerhaft diese Aufgabe übernimmt. Die EZB versorgt den Bankensektor mit Liquidität – unbegrenzt. Als Aufsicht müsste sie Institute schließen, die den Anforderungen nicht entsprechen.

Der Interessenkonflikt ist programmiert, die EZB wäre nicht mehr unabhängig, sondern Teil des Spiels. Das Reputationsrisiko der EZB steigt, denn keine Finanzaufsicht ist unfehlbar. Die EZB wird angreifbar. Sie übernähme hoheitliche Aufgaben, aus denen sich eine Rechenschaftspflicht gegenüber Parlamenten und Regierungen zwingend ergibt. Über kurz oder lang führt dies zu einer Einschränkung ihrer Unabhängigkeit.

Zudem würde die EZB-Lösung den Binnenmarkt spalten: Die Nicht-Euro-Länder werden kein zweifelhaftes Modell unterstützen; es drohen unterschiedliche Normen und Aufsichtsstandards. Aus diesen Gründen darf die Bankenaufsicht in der EU höchstens vorübergehend für eine Aufbauphase von der EZB übernommen werden.

Bankenaufsicht allein ist ein stumpfes Schwert. Daneben ist eine aus Beiträgen der Banken finanzierte europäische Abwicklungseinrichtung nötig. Der ESM ist ein Rettungsschirm für Staaten. Er darf kein Bankenschirm werden, bei dem die Steuerzahler für die Fehler der Geldinstitute und der mangelhaften nationalen Aufsicht haften. Auch müssen Banken, bevor sie der Bankenunion beitreten, einen Stresstest absolvieren. Fällt eine Bank durch, muss eine Rekapitalisierung durch den Mitgliedstaat oder besser die Abwicklung der Bank erfolgen. Davor schreckt man sogar in Deutschland zurück. Auch in Spanien blieb die Ankündigung zur Abwicklung von Banken leer und die Gläubiger wurden ungenügend herangezogen – in der Hoffnung, dass der ESM bald übernimmt. Eine europäische Bankenaufsicht wäre dagegen von nationalen Interessen unabhängiger; Aufsichtsarbitrage bestenfalls nicht vorhanden. Außerdem wären mit einheitlichem Abwicklungsrecht die Staaten weniger erpressbar, Großbanken das Überleben zu sichern.

Von der Europäisierung der Bankrisiken profitieren vor allem Mitgliedstaaten mit großem Finanzsektor, Einige verweigern sich einer Finanztransaktionssteuer. Gleiche Regeln sollten aber nicht nur für die Regulierung des Finanzsektors, sondern auch für dessen Besteuerung gelten. Sonst drohen Wettbewerbsverzerrungen. Wer die Europäisierung der Risiken des Finanzsektors will, muss auch die Besteuerung harmonisieren.

Die Bankenunion darf kein Vehikel für die Sozialisierung der Bankverluste werden. Das Ziel einer langfristigen Lösung müssen Vertragsänderungen sowie die Gründung einer europäischen Bankenaufsichtsbehörde und einer Abwicklungsanstalt sein. Merkels Entscheidung, der EZB dauerhaft eine zentrale Rolle bei der Krisenlösung zu übertragen, ist ein Fehler. Sie ist die Totengräberin der Unabhängigkeit der Zentralbank.

(c) Handelsblatt