„Der Kahlschlag bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik geht unvermindert weiter. Im kommenden Jahr betragen die Kürzungen zusätzliche 6,5 Milliarden Euro, nachdem die Bundesregierung bereits in diesem Jahr 4 Milliarden Euro einspart. Angesichts verfestigter Landzeitarbeitslosigkeit und zugleich dramatisch anwachsendem Fachkräftebedarf sind die Mittelkürzungen nicht nachvollziehbar und ökonomisch völlig verfehlt“, kritisiert Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, anlässlich der heutigen Debatte über den Etat des Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

„In Thüringen stehen für den Bereich des SGB II, also in der Grundsicherung für Arbeitslose, 170 Millionen Euro weniger für die aktive Arbeitsmarktpolitik in 2013 im Vergleich zu diesem Jahr zur Verfügung. Wenn den Jobcentern die Mittel für Weiterbildungs-, Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen fehlen, dann sinken die Chancen von Langzeitarbeitslosen, wieder einen Job zu bekommen.“

„Hinzu kommen 2013 noch strukturelle Kürzungen zu Lasten der Bundesagentur für Arbeit in Thüringen in Höhe von rund 130 Millionen Euro. Im Klartext heißt das: Dieses Geld fehlt den Arbeitsagenturen unter anderem für die Qualifizierung und Vermittlung von Jobsuchenden, die Arbeitslosengeld I beziehen.“

„Die Bundesregierung muss ihren eingeschlagenen Kurs verlassen und darf die Sozialkürzungen in den kommenden Jahren nicht fortsetzen. Das ist eine der wesentlichen Forderungen der SPD in den weiteren Haushaltsberatungen.“

„Auch im kommenden Haushaltsjahr will die Bundesregierung besonders im Osten sparen. Seit CDU/CSU und FDP regieren, streichen sie die Städtebaumittel zwischen Vogtland und Rügen zusammen und kürzen die Wirtschaftsförderung. Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel“, kritisiert Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, anlässlich der beginnenden Beratungen zum Bundeshaushalt 2013.

„Bundesmittel für Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen im Osten will Schwarz-Gelb komplett streichen. Dadurch stünden rund 13 Millionen Euro weniger im kommenden Jahr für die ostspezifischen Städtebauprogramme zur Verfügung“, erklärt Schneider mit Blick auf den Haushaltsentwurf. Übrig blieben die Programme „Stadtumbau Ost“ und „Denkmalschutz Ost“.

„Auch wenn für die gesamte Städtebauförderung erneut 455 Millionen Euro bereitstehen sollen, ist dies viel zu wenig. Tatsächlich liegt der Bedarf bei 700 Millionen Euro jährlich. Auf dieses Niveau will die SPD die Städtebaumittel aufstocken. Denn die wirtschaftlichen Effekte sind enorm. Die Fördergelder ziehen ein Vielfaches an Investitionen nach sich und führen so vor allem zu Beschäftigung.“

Zurückgehen sollen auch die Mittel für die sogenannte Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA-Mittel). „Im Jahr 2013 will die Bundesregierung rund 28 Millionen Euro weniger GA-Mittel zur Verfügung stellen. Dies würde überproportional zu Lasten des Ostens gehen, weil die neuen Länder 85 Prozent der Einschnitte verkraften müssten.“

„Gegen die Kürzungen beim Städtebau und bei der Wirtschaftsförderung wird die SPD in den Haushaltsberatungen vorgehen“, kündigt Schneider an. Im vergangenen Jahr war es gelungen, die Kürzungen zumindest abzumildern und noch negativere Folgen zu verhindern.

Anlässlich der mit dem Jahressteuergesetz 2013 geplanten Neuregelung der Zuerkennung der Gemeinnützigkeit erklären die SPD-Bundestagsabgeordneten Iris Gleicke, Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, Steffen-Claudio Lemme, Landesvorsitzender von MOBIT Thüringen, und Carsten Schneider, Sprecher der SPD-Landesgruppe Thüringen:

„Wir lehnen die geplante steuerrechtliche Änderung ab, wodurch Organisationen unwiderlegbar als verfassungsfeindlich gelten und damit ihre Gemeinnützigkeit verlieren, nur weil sie sich gegen Rechtsextremismus engagieren und deshalb in Verfassungsschutzberichten erwähnt werden. Stattdessen setzen wir uns dafür ein, dass weiterhin der gesetzliche Vorbehalt gilt, wonach die Verfassungsfeindlichkeit widerlegt beziehungsweise die Verfassungstreue belegt werden kann.

Die SPD-Fraktion hatte die Steuerbefreiung gegen den Nachweis der verfassungs­rechtlichen Unbedenklichkeit im Zuge der parlamen­tari­schen Beratungen zum Jahressteuergesetz 2008 durchgesetzt. Wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt haben, war dies ein praktikabler Kompromiss zwischen dem wirksamem Aus­schluss tatsächlich verfassungsfeindlicher Organisationen von steuer­licher Förderung, einem ausreichenden Rechtsschutz für Körper­schaften und einem Ermessensspielraum für das Finanzamt.

Gegen mögliche Gefährdungen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sollten wir anders vorgehen, als durch Änderungen am Gemeinnützigkeitsrecht. Außerdem werden sich viele Bürgerinnen und Bürger überlegen, ob sie weiterhin für eine der betroffenen Organisationen spenden, wenn diese Zuwendung nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden kann.

Gemeinnützige Organisationen wie die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen sind auf finanzielle Unterstützung auch in Form privater Spenden angewiesen, um sich gegen rechtsextremistische Umtriebe zu engagieren und ihre jahrelange erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können.

Im Gesetzgebungsverfahren werden wir uns deshalb für die Beibehaltung der bisherigen Regelung der Zuerkennung der Gemeinnützigkeit einsetzen.“

 

Hintergrund:

In § 51 Abs. 3 Abgabenordnung soll das Wort „widerlegbar“ gestrichen werden.

 

Die Regelung lautet in ihrer geltenden Fassung:

„Eine Steuervergünstigung setzt zudem voraus, dass die Körperschaft nach ihrer Satzung und bei ihrer tatsächlichen Geschäftsführung keine Bestrebungen im Sinne des § 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes fördert und dem Gedanken der Völkerverständigung nicht zuwiderhandelt. Bei Körperschaften, die im Verfassungsschutzbericht des Bundes oder eines Landes als extremistische Organisation aufgeführt sind, ist widerlegbar davon auszugehen, dass die Voraussetzungen des Satzes 1 nicht erfüllt sind. Die Finanzbehörde teilt Tatsachen, die den Verdacht von Bestrebungen im Sinne des § 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes oder des Zuwiderhandelns gegen den Gedanken der Völkerverständigung begründen, der Verfassungsschutzbehörde mit.“

Zu den Ankündigungen der Koalition in Vorbereitung auf die Haushaltsberatungen erklärt der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider:

Die Regierungskoalition wird bei ihren Ankündigungen zur Haushaltskonsolidierung nun von den eigenen Lebenslügen eingeholt. Mit ihrem Glauben, auf der Welle der Konjunktur zum ausgeglichenen Haushalt zu segeln, sind CDU/CSU und FDP gescheitert.

Während in den vergangenen Tagen vor allem die FDP noch den Eindruck erwecken wollte, bei der Konsolidierung besonders ambitionierte Ziele zu verfolgen, um das Image der mangelhaften Seriosität abzustreifen, betont heute die Koalition die Erfolge der wachstumsfreundlichen Konsolidierung.

Diese von Finanzminister Schäuble geprägte Formulierung ist eine freundliche Beschreibung für den Stillstand in der Haushaltspolitik dieser Regierungskoalition. Gemeint ist damit, dass das Defizit sich aufgrund der konjunkturellen Lage ohne Mitwirkung der politischen Entscheidungsträger vermindert. Die Verringerung der Ausgaben hat also nichts mit einer aktiven Haushaltspolitik zu tun, sondern mit steigenden Steuereinnahmen, sinkenden Arbeitsmarkt- und Zinsausgaben.

Dabei müsste die Neuverschuldung durch die positive konjunkturelle Entwicklung längst abgebaut sein. Dagegen hat die Regierung die sprudelnden Steuereinnahmen teilweise als Kitt für den Zusammenhalt ihren brüchigen Koalition verwendet und über die Ministerien verteilt.

Insgesamt ist der Finanzbereich ein Desaster für die Koalition. Ob Mehrwertsteuerreform, Kommunalfinanzen oder Haushaltskonsolidierung – von den zahlreichen Ankündigungen des Koalitionsvertrages wurde bisher nichts geliefert.

Besonders peinlich ist die deutsche Haushaltslage angesichts der Forderungen der Bundeskanzlerin sowie des Wirtschafts- und des Finanzministers an die europäischen Partner. Während von den anderen Ländern Konsolidierungserfolge gefordert werden, bleibt diese Regierungskoalition hinter ihren eigenen Zielen beim Abbau des strukturellen Defizits zurück.

Das 2010 vorgelegte Sparpaket wurde nur zur Hälfte umgesetzt und an anderer Stelle werden sogar Haushaltsbelastungen ohne Gegenfinanzierung beschlossen.

Statt also den Abbau der Neuverschuldung in guten Zeiten konsequent voranzubringen, wird das Geld für sinnlose Projekte wie das Betreuungsgeld verpulvert. Auch die geplanten Steuersenkungen sind nicht nachhaltig finanziert, sondern werden aus den konjunkturellen Mehreinnahmen bezahlt. Die aktuell günstigen Zinsentwicklungen, die aus der Finanzkrise in der Eurozone resultieren, werden in die Zukunft fortgeschrieben. Beim Bundesbankgewinn werden die Risiken der Finanzkrise ebenso ignoriert wie die sich eintrübende konjunkturelle Lage.

Die Bundesbank hat deshalb der Regierung in ihrem aktuellen Monatsbericht zu recht ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Auch der oft wiederholte Hinweis auf die angeblich vorzeitige Einhaltung der Schuldenbremse ist verlogen. Der Bundesfinanzminister hat sich durch eine willkürliche Anwendung der Schuldenregel – die einem Rechtsbruch gleichkommt – vorsorglich einen Überziehungskredit verschafft, der allein aus 2011 mehr als 25 Milliarden Euro beträgt und den er im Haushaltsvollzug nutzen kann. Nach Berechnungen der Bundesbank werden diese zusätzlichen Verschuldungsspielräume bis 2015 auf 50 Milliarden Euro aufwachsen. Die deutsche Schuldenbremse, zu deren Einführung und dauerhafter Beibehaltung sich Deutschland mit dem Fiskalvertrag verpflichtet, wird dadurch ausgehöhlt. Deutschland bricht damit den Fiskalvertrag noch vor seinem Inkrafttreten. Die Forderungen der Bundeskanzlerin an die Mitgliedsstaaten der EU nach einer soliden Haushaltskonsolidierung werden dadurch unglaubwürdig.

„Mit diesem Programm wird deutlich, dass auch in den kommenden Jahren der Bund noch eine zentrale Verantwortung für die Stärkung Ostdeutschlands als Forschungsstandort hat“, so Carsten Schneider, Sprecher der Landesgruppe Thüringen in der SPD-Bundestagsfraktion anlässlich der Vorstellung des neuen Förderprogramms Zwanzig20 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Mittwoch, 22. August 2012 in Dresden.

Mit der neuen Förderung soll offenbar das Programm „Spitzenforschung und Innovation in den neuen Ländern“ fortgesetzt werden, das 2007 bei den Haushaltsberatungen unter maßgeblicher Mitwirkung von Carsten Schneider mit einem Volumen von 200 Millionen Euro aufgelegt wurde und das im nächsten Jahr ausläuft. Für Thüringen konnten aus diesem Programm seither 3 Projekte mit einem Volumen von mehr als 30 Millionen Euro in Erfurt und Jena gefördert werden.

Nach Angaben aus dem Ministerium soll das neue Programm ein Volumen von 500 Millionen Euro haben; eine konkrete Unterlegung im Regierungsentwurf für den Haushalt des nächsten Jahres oder in der Finanzplanung vermisst Schneider dagegen. „Ich erwarte, dass die Ministerin klarstellt, wie die Finanzierung für dieses Programm gesichert werden soll. Andernfalls droht hier kurz vor der Bundestagswahl ein schwerwiegender Etikettenschwindel“, so Schneider weiter.

Entscheidend für die Entwicklungschancen Ostdeutschlands ist aus Schneiders Sicht allerdings eine verstärkte Ansiedlung von Instituten der großen Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer, Helmholtz und Max-Planck in den neuen Ländern. Dies sei eine Grundbedingung zur Verbesserung der Wettbewerbschancen Ostdeutschlands. Die Institute bilden gemeinsam mit Universitäten oft den Kern für die Ansiedlung von forschungsintensiven Unternehmen, an denen es im Osten besonders mangelt.

Schneider forderte die Bundesregierung auf, sich für den Ausgleich dieses Nachholbedarfs einzusetzen.

„Das Betreuungsgeld ist Unsinn! Es hilft den Familien nicht und es verschwendet Steuergelder“, erklärt der Thüringer Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider anlässlich der heutigen Debatte im Bundestag. „Und noch schlimmer: Dieser Abmelde-Bonus hält Kinder von guter Bildung und Betreuung in der Kita fern. Er schadet Müttern, die lange aus ihrem Beruf aussteigen und so Qualifikationen und Anschluss im Job verlieren. Und das Betreuungsgeld ist teuer: 1,2 bis 2 Milliarden Euro wird es jährlich kosten. Dieses Geld wird für neue Kita-Plätze sowie die Qualifizierung und bessere Bezahlung der Erzieherinnen dringend gebraucht.“

„Durch das Betreuungsgeld wird der Bundeshaushalt unnötig belastet“, so Schneider. „Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung haben ergeben, dass die jährlichen Kosten für das Betreuungsgeld rund 2 Milliarden Euro betragen werden. Das sind 800 Millionen Euro mehr als von der Regierung veranschlagt. Für diese Summen könnten 166.000 Kita-Plätze neu eingerichtet werden!“ Und weiter: „Das Betreuungsgeld ist auch nach dem gestrigen Kabinettsbeschluss zum Haushalt 2013 ab dem Jahr 2014 in Höhe von mindestens 1,2 Milliarden Euro nicht gegenfinanziert. Die Bundesregierung bucht in ihrer Finanzplanung bis 2016 Luftlöcher in Milliardenhöhe.“

„Das Betreuungsgeld ist eine groß angelegte Vernichtung von Steuergeldern: Normalverdiener werden für 150,- Euro nicht auf ein zweites Einkommen verzichten“, erklärt Schneider. „Die Gutverdiener brauchen es nicht und bei den Niedriglohngruppen setzt es Fehlanreize: Eine Studie der Universität Heidelberg zum Thüringer Landeserziehungsgeld zeigt, das besonders geringqualifizierte Frauen das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen. Durch das Betreuungsgeld wird für diese Frauen der schnelle Wiedereinstieg in den Beruf unattraktiv.“ „Die Folge: Nach einem längerem Ausstieg aus dem Beruf können sie nur schwer wieder Fuß fassen und sind von Armut bedroht.“

 

Hintergrund:

Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat heute den Gesetzentwurf zum Betreuungsgeld in den Bundestag eingebracht. Denjenigen Eltern soll ein Betreuungsgeld von zunächst 100,- Euro, ab 2014 dann 150,- Euro gezahlt werden, die ihr Kleinkind bis zum dritten Lebensjahr nicht in einer öffentlich geförderten Kita oder von einer öffentlich vermittelten oder geförderten Tagesmutter betreuen lassen.

„Die Weimarer Kindertagesstätte ‚Sonnenschein‘ erhält eine jährliche Fördersumme von 25.000 Euro bis Ende 2014″, gratuliert der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider. Die Kita in der Warschauer Straße 28 hat sich erfolgreich beworben und wird nun im Bundesprogramm „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ gefördert.

„Kinder müssen so früh wie möglich bei ihrer Sprachentwicklung unterstützt werden. Sprachliche Fähigkeiten sind wesentlich für ihre Bildung und späteren Lebenschancen. Sie legen den Grundstein für gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration“, sagt Schneider.

Bis zum Jahr 2014 stellt der Bund rund 400 Millionen Euro zur Verfügung, um bis zu 4.000 Kindertageseinrichtungen zu sogenannten „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ auszubauen. Jede beteiligte Einrichtung erhält aus Bundesmitteln ein Budget für zusätzlich einzustellendes Fachpersonal und notwendige Anschaffungen in Höhe von 25.000 Euro pro Jahr.

Anlässlich des Kabinettsbeschlusses der Bundesregierung zum Regierungsentwurf für den Haushalt 2013 und die Finanzplanung bis 2016 erklärt der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider:

Die Bundesregierung dokumentiert mit dem Entwurf zum Haushalt 2013, dass sie die Risiken der Finanzkrise für Deutschland verkennt. Die steigenden Steuereinnahmen und die bisher gute konjunkturelle Lage täuschen darüber hinweg, dass die Bundesregierung keinerlei Vorsorge für mögliche Mehrbelastungen aufgrund der deutschen Hilfen im Zuge der Finanzkrise trifft. Vorausschauende und solide Haushaltspolitik sieht anders aus.

Durch die Risikovorsorge der Bundesbank kommt es auch im Haushalt 2013 erneut zu Einnahmeverlusten, die die Bundesregierung zwar darstellt, bei der Höhe sind aber deutliche Zweifel angebracht. Dadurch wird es auch in den kommenden Jahren bis 2015 nicht zu einer Tilgung der kreditfinanzierten Konjunkturprogramme kommen, höhere Zinszahlungen sind die Folge. Die von der Bundesregierung angekündigte Tilgung im Jahr 2016 ist angesichts der guten wirtschaftlichen Lage deutlich zu spät.

Die Bundesregierung profitiert sogar von der Finanzkrise, da sie auf eine kurzfristige Laufzeit bei der Refinanzierung der deutschen Schulden setzt, um sich so günstig wie möglich fast zum Nulltarif zu finanzieren. Gerade in der derzeitigen Situation wäre es dagegen angebracht, sich langfristig zu refinanzieren und dafür auch angemessene Zinsen in Kauf zu nehmen. Die Bundesregierung brüstet sich allerdings noch damit, dass die Zinsausgaben bei steigender Staatsverschuldung sinken. Das ist wirtschaftlich ungesund und haushaltspolitisch verantwortungslos.

Die Bundesregierung verbucht im Haushalt weitere Luftlöcher in Milliardenhöhe. So ist das schwarz-gelbe Betreuungsgeld weiterhin ab 2014 in Höhe von mindestens 1,2 Milliarden Euro nicht gegenfinanziert, die Bund-Länder-Verhandlungsergebnisse zum Fiskalpakt müssen noch abgebildet werden und führen zu Mehrausgaben beim Bund von deutlich mehr als einer Milliarde Euro. Die Ausgaben für das Elterngeld sind angesichts aktueller Meldungen des Statistischen Bundesamtes über steigende Vätermonate deutlich zu gering veranschlagt.

Der Verteidigungshaushalt soll in 2013 um 1,4 Milliarden Euro aufwachsen, obwohl die Bundesregierung laut ihrem Sparpaket Einsparungen von insgesamt 8,3 Milliarden Euro im Zeitraum von 2011-2014 beschlossen hatte. Einzig umgesetzt bleiben die Kürzungen im Sozialbereich.

Der Hinweis der Bundesregierung auf die sinkenden bzw. stabil bleibenden Ausgaben im Haushalt verschweigt, dass durch Änderungen bei der Finanzierung der Bundesagentur für Arbeit die Ausgaben 2013 gegenüber 2012 ganz automatisch um gut 5 Milliarden Euro sinken. Die in 2013 einmalige Absenkung des Zuschusses an den Gesundheitsfonds von 2 Milliarden Euro führt zu einer Absenkung der Ausgaben in 2013 – allerdings wird hier nur eine Fehleinschätzung aus 2011 ausgebügelt. Durch diese Kürzungen der Zuschüsse an die Sozialkassen werden die Ausgabenerhöhungen in anderen Bereichen verdeckt.

Anlässlich der 2./3. Lesung des Regierungsentwurfs für den Nachtragshaushalt 2012 erklärt der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider:

Die Regierungskoalition belegt mit dem Nachtragshaushalt, dass sie auf dem zentralen Politikfeld der Haushaltskonsolidierung gescheitert ist.

Während die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister von den europäischen Partnern zusätzliche Einsparungen fordern, dokumentiert der Nachtragshaushalt erneut, dass für den Abbau des Haushaltsdefizits in Deutschland keinerlei Anstrengungen mehr unternommen werden.

Die Forderungen der Bundeskanzlerin an die Mitgliedsstaaten der EU nach einer soliden Haushaltskonsolidierung werden dadurch unglaubwürdig.

Diese unglaubwürdige Politik wurde auch von den Sachverständigen in der Anhörung des Haushaltsausschusses in der letzten Woche heftig kritisiert. Die Experten haben auch die mangelhafte Umsetzung des Sparpakets der Bundesregierung aus dem vorletzten Jahr moniert. Durch die zahlreichen Luftbuchungen werden statt der geplanten 81 Milliarden Euro bestenfalls die Hälfte der Konsolidierungserträge erzielt.

Das letzte Jahr konnte aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung mit einer Neuverschuldung von 17,3 Milliarden Euro abgeschlossen werden. In diesem Jahr soll die Neuverschuldung mit 32,1 Milliarden Euro fast doppelt so hoch sein. Und dies trotz stetig steigender Steuereinnahmen auf Rekordniveau. Selbst wenn die Verpflichtungen aus der Einzahlung in den ESM unberücksichtigt werden, bleibt es bei mehr als 6 Milliarden Euro zusätzlichen Schulden als im letzten Jahr. Diesen Trend beabsichtigt die Regierung Merkel/Rössler fortzusetzen, denn in den Eckwerten 2013 sind auch immer noch mehr als 2 Milliarden Euro zusätzliche Schulden als im letzten Jahr geplant.

Trotz der anhaltenden Entwicklung bei den Einnahmen steigt die Neuverschuldung. Die konjunkturell bedingten Mehreinnahmen werden für dauerhafte Ausgaben verwendet, die wie das Betreuungsgeld auch noch ökonomisch schädlich wirken.

Frau Merkel und Herr Schäuble nutzen die zusätzlichen Steuereinnahmen als Kitt für die gescheiterte Koalition.

Die anhaltende Krise in Europa hat mit dem Nachtrag erstmals auch Auswirkungen in Höhe von 2 Milliarden Euro auf den Bundeshaushalt. So überweist die Bundesbank einen niedrigeren Gewinn, weil sie wegen der Risiken, die die Bundeskanzlerin den Notenbanken aufgebürdet hat, eine größere Vorsorge bilden muss. Der Investitions- und Tilgungsfonds kann dadurch erneut nicht bedient werden, höhere Zinsen für die Schulden aus den Konjunkturpaketen sind die Folge. Außerdem sinken die Zinseinnahmen aus den bilateralen Krediten an Griechenland um 120 Millionen Euro, da die Zinsen mehrfach gesenkt wurden.

Die SPD hat deshalb in den Beratungen beantragt, eine Ausfallvorsorge in den Haushalt einzustellen, um die Risiken aus der Finanzkrise zu berücksichtigen. Die Koalition hat das jedoch abgelehnt und verschleiert diese offensichtlichen Risiken und schiebt diese Lasten in die Zukunft.

Die SPD hat im vergangenen Jahr ein solides Finanzierungskonzept vorgelegt. Mit einer ausgewogenen Mischung aus vertretbaren Steuererhöhungen, Subventionsabbau und strukturellen Ausgabenkürzungen werden wir die regelkonforme Anwendung der Schuldenbremse sicherstellen.

Der Bundesfinanzminister hat sich durch eine willkürliche Anwendung der Schuldenregel – die einem Rechtsbruch gleichkommt – vorsorglich einen Überziehungskredit verschafft, der allein aus 2011 mehr als 25 Milliarden Euro beträgt und den er im Haushaltsvollzug nutzen kann. Nach Berechnungen der Bundesbank werden diese zusätzlichen Verschuldungsspielräume bis 2015 auf 50 Milliarden Euro aufwachsen.

Die deutsche Schuldenbremse, zu deren Einführung und dauerhafte Beibehaltung sich Deutschland mit dem Fiskalvertrag verpflichtet, wird dadurch ausgehöhlt. Deutschland bricht damit den Fiskalvertrag noch vor seiner Ratifizierung.