Wenn alles billiger wird, freut das kurzfristig die Käufer, langfristig kann eine Wirtschaft dadurch in riesige Schwierigkeiten geraten. SPD-Haushaltspolitiker Carsten Schneider über die Pläne der Europäischen Zentralbank, Geld ins System zu pumpen.
Dr. Susanne Kailitz: Herr Schneider, die Europäische Zentralbank (EZB) hat kürzlich angekündigt, Staatsanleihen im Wert von einer Billion Euro kaufen zu wollen. Warum?
Carsten Schneider: Weil wir uns wirtschaftlich gesehen in der Eurozone gerade in einer ungesunden Lage befinden: Die Preise steigen nicht, sondern fallen. Diesen Prozess nennt man Deflation – und er führt im schlimmsten Fall zu hoher Arbeitslosigkeit und der Insolvenz von Betrieben, weil niemand kauft und Unternehmen keinen Anreiz haben, zu investieren. Wirtschaftlich gewünscht dagegen ist eine leichte Preissteigerung, also Inflation, von etwa zwei Prozent.
Dr. Kailitz: Und die kann man durch den Kauf von Staatsanleihen erreichen? Was genau kauft die EZB da eigentlich?
Schneider: Staaten wie Portugal, Spanien, Frankreich und Deutschland sind alle verschuldet und geben deshalb Schuldverschreibungen, die so genannten Staatsanleihen, heraus. Die werden in der Regel nach zehn Jahren zurückgezahlt. Indem nun die EZB Staatsanleihen in großem Stil von Banken abkauft, sorgt sie dafür, dass jede Menge frisches Geld auf den Markt kommt. Das soll die Banken dazu animieren, Kredite an Unternehmen auszugeben, die damit investieren können.