Am vergangenen Samstag diskutierte ich gemeinsam mit meinem Fraktionskollegen Siegmund Ehrmann, dem Thüringer Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur Prof. Thomas Deufel und dem Vorsitzenden der Kulturinitiative Thüringen Andre Störr über die Situation der Kultur- und Kreativwirtschaft in Thüringen. An diesem sonnigen Samstagvormittag hatten gut 50 Menschen den Weg in das Jugendtheater im Stellwerk gefunden.
Seit Jahren ist die Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland auf dem Vormarsch. Sie ist zu einem Wirtschaftszweig herangewachsen, der schon jetzt einen beachtlichen Teil des Bruttoinlandsproduktes ausmacht – auch in Thüringen. Dazu zählen Sektoren wie Musik, Film, Literatur, Kunst, Design und Werbung ebenso wie die traditionellen Theater oder Museen. Die Kehrseite der Medaille: Viele der dort Beschäftigten verdienen relativ wenig Geld und verfügen über keine festen Arbeitsverträge. So gibt es in der Kultur- und Kreativwirtschaft überdurchschnittlich viele Solo-Selbständige – mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Hinzu kommt: Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist stärker von staatlichen Mitteln abhängig als andere Branchen. Unter der Krise der öffentlichen Haushalte leidet sie besonders.
Ich wollte wissen, welche neuen Wege wir einschlagen müssen, um die Kulturschaffenden und Kreativen zu fördern.
Siegmund Ehrmann erinnerte daran, dass viele Kulturschaffende direkt durch die kommunalen Haushalte unterstützt werden. So hat zum Beispiel das hochumstrittene Wachstumsbeschleunigungsgesetzt der aktuellen Bundesregierung dazu geführt, dass die Kommunen in Deutschland jährlich 1,8 Mrd. Euro weniger zur Verfügung haben. Geld, das sofort bei Theatern oder Kulturprojekten fehlt. Über die Hälfte der deutschen Kommunen muss in diesem Jahr die Entscheidung treffen, ob entweder Eintrittspreise drastisch erhöht oder die entsprechenden Einrichtungen gleich geschlossen werden. Auf diese Weise helfen wir der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Sicherheit nicht. Ehrmann sprach sich dagegen dafür aus, die Kreativen durch Vermittlung zu unterstützen. Sei es durch eine Anlaufstelle, um beispielsweise betriebswirtschaftliche Kenntnis zu vertiefen, die auf dem Weg in die Selbständigkeit unerlässlich ist, oder durch Hilfestellung bei der Vermittlung in öffentliche Funktionen. So könnte zum Beispiel durch eine Öffnung unserer Schulen im Bereich Musik der chronische Lehrermangel in diesem Fach vielleicht durch den Einsatz von Musikern aus der Umgebung gemildert werden.
Im Gegensatz dazu sprach sich Andre Störr von der Kulturiniative Thüringen dafür aus, „die Kreativen einfach mal in Ruhe zu lassen“. Damit war nicht Ignoranz von Problemen gemeint, sondern der berechtigte Hinweis, dass Kreativität nicht per Knopfdruck funktioniert. Störr forderte hier auch ein stärkeres Zugehen der politischen Akteure auf die Kreativen selbst, um etwaige Probleme miteinander anzugehen.
Ich nehme mir diese Aufforderung zu Herzen. In den nächsten zwei Wochen werde ich einige Initiativen und Projekte in Weimar und Umgebung besuchen, um mir vor Ort ein genaueres Bild zu machen.
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